Re: Arcade Fire – Neon Bible

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nachtmahr

Registriert seit: 22.01.2005

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Kleines Thesenpapier…

Mein Problem bezüglich „Neon Bible“ ist die (kompakte) Produktion: und zwar vorrangig die Produktion der Orchesterarrangements bei nicht wenigen Stücken des Albums.
Kurz ausgeholt: Mir gefallen Orchesterparts dann am besten, wenn ihnen eine gesonderte Rolle, will meinen eine autarke Stimme im Gesamtkonzept zugesprochen wird. Dies auf eindrückliche Weise zuletzt geschehen bei Joanna Newsom oder, selbstverständlich, Scott Walker – hier ist ein eigenständiger kompositorischer Ansatz erkennbar, der in der heutigen Musikszene nicht selten in bisher ungeahnte Richtungen weist.
Auf der anderen Seite gibt es die nicht minder innovative Herangehensweise kammermusikalischer Art, jüngste Beispiele: Final Fantasy, Sufjan Stevens´ Minimal music-Anleihen, Arcade Fire zu „Funeral“-Zeiten etc., die ein „klassisches“ Instrumentarium neu definiert, arrangiert, disponiert und/oder negiert, um zum „Orchester“ selbst aufzusteigen. Ein Klangkörper ohne orchestrales Beiwerk.

Arcade Fire nun mischen ihre Orchestervariationen einem allgemeinen „Musikbrei“ unter und lassen dabei deren Eigenstimmig- oder Eigenständigkeit ein wenig missen.
Nur wer am lautesten tönen kann, der hat hier Chancen – also die tolle Kirchenorgel.

Wie Frank Zappa sinngemäß einst meinte: Es reicht einfach nicht aus, dem Pop-Song ein bisschen Orchester dreinzugeben.

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)