Re: Ben Folds, München, 2. Februar 2007

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nik

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Jetzt nochmal etwas ausführlicher:

Bereits kurz nach acht bildete sich vor dem Klavier („Yamaha“ statt „Baldwin“ führte bereits zu ersten Diskussionen in einer Gruppe von Mädels, die offenbar alle aus der Klavierunterricht-Fraktion kamen) des Meisters auf der linken Seite eine erste Traube. Vielleicht auch weil man vom ihm von rechts aus nur den Kopf sehen konnte…das Instrument ist einfach immer im Weg! Eef Barzelay („Hallo ick bin ein Clem Snaid“) kam pünktlich um Neun im weißen Anzug (eine Mischung aus Hank Williams und Elvis) und hat mich spontan begeistern können. Ich kann nur „I Love the unknown“ – was auch kam – aber auch der Rest – sehr ansprechend, super Texte („Was it written in the stars or in your mummys gut?“). Dann war er auch noch Linkshänder…perfekt!

Die Setlist habe ich von benfolds.de geklaut – ich kannte die BFF Stücke zu wenig, um mir da selbst eine Liste anmaßen zu wollen – es dürfte aber hinhauen:

Theme from Dr. Pyser
Trusted
Bastard
Learn To Live with what you are
Keyboard Jam
All You Can Eat
You To Thank
Gone
Still Fighting It
Jesusland
Landed
Bitches Ain’t Shit

– solo –
Brick
Gracie
Lullabye

– wieder mit Band –
Narcolepsy
Kate
Such Great Heights
Army
Underground
Zak And Sara

– Zugabe –
Not The Same
One Angry Dwarf…

Der Meister erschien um Zehn und berichtete nach einer freundlichen Begrüßung („Guten Tag motherfuckers“) von hohem Fieber am Morgen. Das merkte man ihm aber kaum an. Er bearbeitete sein schwarzes Japanmonster mit den Unterarmen, Ein-Finger Stakkatos krachten in jazzige Improvisationen.. Jared Reynolds am Baß – ein Bär mit Kaugummi, den er unablässlich bearbeitete – und der Drummer (ich kann mich an seinen Namen nicht erinnern) leisteten instrumental und stimmlich einen tighten Background – schon wieder perfekt.

Wie toll das Ganze live rüberkam erschloss sich mir bei „Bitches ain’t shit“. Ich bin auf Platte mit der Nummer nicht so ganz warm geworden, im Konzert ein echter Höhepunkt. Das liegt an Folds und seiner Ausstrahlung, die selbst Nonsense („i thought the lyrics were very sad…so they needed als little sad music“ oder so ähnlich kam die Ansage) sinnvoll erscheinen lässt. Zwischendurch diskutierte er dabei mit einem Zuschauer, was „fuckin‘ my whore“ auf deutsch heissen würden („ficke, fick, ficken, …is that right – ficken meine schlahmpe?“). Am Schluss wurde es in den Song eingebaut!

Auf die Zurufe („Philosophy“, „Adelaide“, „Roch this Bitch“) ließ er sich nicht ein, bevor ich „Gracie“ brüllen konnte, kam es auch schon!

Der zweite Setteil reihte Knaller an Knaller. Vom fiebrig, krawalligen „Narcolepsy“ bis zum gehetzten „Zak and Sara“ gab es keine Atempause mehr. Der dreistimmige Chor von „Not the Same“ – ein weiterer Höhepunkt – auf dem Klavier dirigiert wollte kaum ein Ende nehmen bis „Dwarf“ die Hütte endgültig anzündete.

Dass dieses Highlight der SZ (bislang) keine Kritik wert war, ist eine Affenschande. Auch die Rahmenbedingungen waren gut: Halle gut gefüllt (vielleicht 1500-2000 Leute), viele auch bei alten Nummern sehr textsicher. Meine Frau staubte einen zerbrochenen Drumstick ab und ich durfte mit Ben noch ein bisschen Konversation treiben (o.k o.k. beim Einsteigen in den Bus noch Gute Reise wünschen, worauf er sich mit „Thanks man“ revanchierte, ich weiss, not very impressive…). Da kam ich mir ein bisschen vor wie 16 („…on a peavy amp in nineteeneightyfour…“

Thanks ben. Unprätentiös, ein freundlicher Entertainer ohne dumme und aufgesetzte Postarallüren mit dem man sich vorstellen kann, jederzeit auf ein Bier in die nächste Kneipe zu gehen. See you soon.

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Johnny Marr IS GOD