Re: The View

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firecracker

Registriert seit: 18.01.2003

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da alle meine Berliner Freunde entweder krank sind oder in New York oder arbeiten mussten, Jules schon mitten in der Nacht wieder zurück gen Süden aufbrach, und mein Bus erst Nachmittags fuhr, hatte ich im Berliner Café Zeit, mir Notizen zum Konzert zu machen… deshalb hier auch noch mal meine Eindrücke:

Es ist ja so einfach, dieser Band mit Aversion zu begegnen. Dazu laden zum einen die etwas größenwahnsinnigen Preise am Merchandising-Stand ein – T-Shirts (in diversen Ausführungen) sind für 25 Euro zu haben, und (ein halbes Dutzend verschiedener) Buttons für 2 Euro das Stück (Musik gibt’s keine), zum anderen die wichtigtuerische Betreuung der Band vor Ort (wenn MTV Interesse bekundet, muss man es ja mit „The Next Big Thing“ zu tun haben.. ), sowie die Jungs aus dem Dundeeischen, von ihnen offensichtlich geschätzten, Dryburgh (am Merchstand gibt’s T-Shirts mit der Aufschrifft „Dryburgh Soul“) selbst, die ein bischen den Eindruck vermitteln als wäre es das beste, sie einfach bei der Hand zu nehmen, um sie in Sicherheit zu bringen vor der dunklen Nacht und ihren bösen Verlockungen; Trotz musikalischer Nähe zu den Libertines kommen The View nämlich optisch eher niedlich, wie eine Schülerband bei ihrem ersten richtigen Auftritt, und wenig respekteinflößend rüber. Wären da nur nicht diese Songs! Songs, die von wunderbaren Melodien, Leidenschaft und Dynamik zeugen. Songs wie „Wasted Little DJ’s“, „Don’t Tell Me“ und „The Don“. Und diese entwaffnende Spielfreude. Dieses charmant Lausbubenhafte. Die Ausgelassenheit und der Elan dieser vier ‚Lads‘, auch wenn Bassist Kieren Webster geistig etwas abwesend wirkt, ist absolut ansteckend. In gut 50 Minuten werden alle Titel vom Album, bis auf „Claudia“, „Street Lights“ (oder „Street Lights“ doch?) und „Face For The Radio“ gespielt, wobei ich letzeren Song unheimlich gerne gehört hätte, sowie zwei Cover-Songs, darunter Squeeze’s „Up The Junction“, und die sich nicht auf der LP befindlichen „Posh Boys“ und „Scream & Shouting'“. Im Club funktioniert all dies‘ ganz wunderbar; Da spielt’s überhaupt keine Rolle, dass der kleine Raum vor der Bühne, dank mäßiger Besucherzahl, recht geräumig wirkt, und jegliches Gedrängel vermissen lässt.
„The next tour’s gonna be big“, so die zuversichtliche Prognose eines Crew-Mitglieds der Band. (Die Crew und die Band selbst sind übrigens sehr sympathisch, wie sich in Gesprächen kurz vor und nach dem Konzert gezeigt hat). Wir werden sehen.

Ach ja, schön waren die 25 Euro-T-Shirts und die 2 Euro-Buttons ja. So schön, dass sie Jules und mich nicht davon abhalten konnten, Geld auszugeben…

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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)