Re: atoms faves on 45

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atom
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Runde #4:

Ich hatte schon immer ein Faible für minimalistische Produktionen im Hip Hop. Im Gegensatz zu den oben erwähnten Produktionen der Neptunes, die eine gewisse Sterilität und einen sehr crispen Charakter haben, leben alle frühen Produktionen des RZAs von seiner sehr organischen, sehr reduzierten Produktion, die zusätzlich durch die fast schon unfertig wirkenden Loops und Samples ihren besonderen Reiz bekommen. So bieten sie den MCs unendlich viel Möglichkeiten und Raum der Entfaltung.
Anfang bis Mitte der 90er Jahre gab es für mich kaum einschneidendere Hörerlebnisse im Hip Hop, die Jahre 1993 bis 1996 wurden vom Wu-Tang Clan dominiert.

In der heutigen Runde möchte ich daher drei unterschiedliche RZA Produktionen würdigen.

WU-TANG CLAN – C.R.E.A.M. (1994)
Loud Records 12″

Die im Januar 1994 erschienene Single „C.R.E.A.M.“ war die zweite Singleauskopplung aus dem Wu-Tang Debüt und ist für mich ein sehr gutes Beispiel für die perfekt eingesetzte, minimale Produktion, die fast nur von einem einzigen geloopten Soulsample lebt, welches durch geschickte Brechung eine einzigartige Atmosphäre kreiert. Die beiden Strophen teilen sich Raekwon und Inspectah Deck, der Refrain wird von Method Man gesungen. „Cash rules everything around me“ und wird zum zentralen textlichen Thema des Stücks.
Die Flipside enthält mit „Da Mystery Of Chessboxin'“ einen sehr typischen Wu-Tang Track, der aufgrund seiner beiden Kung-Fu Samples wesentlich düsterer ist und der außer RZA den gesamten Clan an den Vocals featured. Die Single enthält aufgrund ihrer unterschiedlichen Seiten genau die beiden Soundfacetten, die „Enter The Wu-Tang (36 Chambers)“ so einziartig gemacht haben.

METHOD MAN feat. MARY J. BLIGE – I’ll Be There For You/You’re All I Need To Get By (1995)
Def Jam Recordings 12″
Method Man war textlich nie der vielschichtigste Charakter, dennoch konnte gerade er stimmlich eine sehr direkte und hyptnotische Wirkung erzeugen, was besonders durch die frühen RZA Produktionen unterstützt wurde. Bei diesem Track handelt es sich um eine Variation des Marvin Gaye/Tammi Terrell Hits „You’re All I Need To Get By“. Von einer reinen Coverversion kann man eigentlich nicht sprechen, da lediglich der markante Refrain von Mary J. Blige als Hookline und Kontrast zu Method Mans Lyrics eingesetzt wird.
Auch diese Single zeigt auf der Rückseite eine komplett andere, rohere Facette, sowohl was die Produktion als auch den Reimstil betrifft. „What The Blood Clot“ gehört zu einem meiner absoluten Method Man Favoriten.

GENIUS/GZA – Shadowboxin‘ (1996)
Geffen Records 12″

„Shadowboxin'“ ist für mich nicht nur die perfekteste aller Wu-Tang Singles, sondern auch mein liebster Wu-Tang Track überhaupt. Selten war eine RZA-Produktion hyptnotischer, besser getimet und selten waren zwei MCs (GZA und Method Man) so perfekt aufeinander abgestimmt wie auf diesem Track. Die Single hat nur einen Nachteil: Eine Dauerrotation ist vorprogrammiert.

Mein Ranking:

1. GENIUS/GZA * * * * *
2. WU-TANG CLAN * * * * 1/2
3. METHOD MAN * * * *

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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...