Re: Die Favoriten des Michael Corleone

#5451819  | PERMALINK

michaelcorleone

Registriert seit: 17.07.2005

Beiträge: 4,405

Björk – Post

Es gibt nur wenige die in der Musikbranche so polarisieren wie Björk. Viele halten ihre Musik für verrückt
zu sperrig oder abgedreht die anderen lieben sie für ihre faszinierenden Klänge.
Post war nach ihrem Debut 1995 ihr zweites Album. Nach dem etwas flippigen und noch nicht ganz ausgereiften
Erstlingswerk, produzierte Björk mit „Post“ ein Album das an Abwechslungsreichtum fast nicht zu toppen scheint.
Von brettharten Industrial-Beats im Opener Army Of Me oder das Bigband-Arrangement in Oh It´s So Quiet bis hin
zu Isobel mit seinen eleganten Streicherlagen. Jeder Song hat eine komplett eigene Identität und verdient seinen Platz auf dem Album,
Ausfälle sind hier keine zu vermerken. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint das die Songs als Album nicht zusammen passen täuscht
man sich, wie aus einem Guss laufen die 11 Songs eins nach dem anderen ins Gehör.

Im Zentrum und über allem steht immer noch Björks eigenwillige, faszinierende Stimme
die damit in manchen Songs die Songstruktur und Melodik nach Belieben ändert, vor allem
in Possibly Maybe ein trauriger Song über eine Frau die von ihrem Mann verlassen wurde und Björk
hier mehrere Stimmlagen einsetzt und das im permanenten Wechsel.
In You´ve Been Flirting Again ganz ganz zärtlich und in Enjoy singt sie mit verzerrten Vocals
kalt und dominant. Hyperballad durchläuft einen langsamen Stimmungsbogen von einem ambientigen Anfang zu einem
danceartigen treibenden Finale versehen mit einer wunderschönen Melodie und für mich hier klar bester Song auf dem Album.

Neben der außergewöhnlichen Musik gibt es auch Lyrics die man nicht bei jedem zweiten Künstler sieht.

„Every morning I walk towards the edge and throw little things off. Like carparts, bottles whatever I find lying around. It has become a habit, a way to start the day…“ (Hyperballad)

„All the modern things have always existed. They were just been waiting in a mountain for the right moment!“ (Modern Things)

Jeder der mit Björk noch nicht viel zu tun hatte oder einfach abgeschreckt ist sollte sich mal die Post kaufen/ausleihen, denn die richtigen sperrigen Sachen kommen erst später mit Vespertine/Medulla. Die Post bietet viele wunderbare Melodien zum verlieben und bietet den perfekten Einstieg in Björks Universum. Obwohl ich das Album bestimmt schon 30-40x gehört habe hat sich das Album in keinster Weise abgenutzt und garantiert großen Langzeithörspaß.

Fazit: Ein genial abwechslungsreiches, buntes, teils schrilles, teils melancholisches Stück Musik, das sich eigentlich niemand entgehen lassen sollte. Trotz großer Konkurrenz im Jahr 1995 belegt die Post Platz 1 auf meiner Liste vor Klassikern wie „Morning Glory“ oder „The Bends“. Alles was danach kam wurde noch experimentieller, sperriger und blieb auf ähnlichen Niveau, aber solche großartigen Melodien wie hier auf Post schuf sie nie wieder.