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Daniel_Belsazar
Oh, mir scheint, so ganz ist es doch noch nicht angekommen. Im Sinne eines kompositorischen Ansatzes ist es zwar einschränkend, für die Improvisation ist es dagegen erweiternd. Es gibt dem Musiker – und dem instrumental „stümperhaften“, ungeschulten Autodidakten allemal – mehr Möglichkeiten der Ausdruckstiefe und damit Freiheiten, die die Temperierung einebnet. Aus dieser Perspektive ist es eine Erweiterung oder eben Rückgewinnung von durch Schulung und Disziplin verloren gegangenem Terrain. Eine Befreiung, wenn man es denn emphatisch sagen möchte: Roll over Beethoven!
Schon, schon. Indem Du Dich von der temperierten Stimmung abwendest, erreichst Du einen reineren Klang, verzichtest aber auf die Möglichkeit beliebiger Tonartwechsel. Das gilt doch aber für Komposition wie für Improvisation (sog. „spontane Komposition“) gleichermaßen. Ich denke, dass Beethoven darüber besser Bescheid wusste als wir alle hier und deshalb keineswegs im Grabe umherrollen würde.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)