Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Steht Rockmusik für die Rückkehr des Naturtones in die abendländische Musik? › Re: Steht Rockmusik für die Rückkehr des Naturtones in die abendländische Musik?
DB, da du mich ansprichst:
Mein Post bzgl. Bach, ja, ich erinnere mich, hatte einen leicht anderen Bezug. Deine Einschätzung des WT teile ich nämlich. „Spielwiese“ mag da etwas despektierlich klingen, meint aber nichts anderes als das oben Beschriebene. Die temperierte Stimmung war für die Musiker damals allerdings nicht der Musikalität letzter Schluss und sie ist sicher nur ein künstliches Gebilde, das sich dann aber durchsetzte, und schlussendlich vieles, was harmonisch später probiert wurde, erst möglich machte.
Was das Ganze aber mit deiner Eingangsfrage zu tun hat, verstehe ich nicht. Klar doch hat der afroamerikanische Einfluss diese Wohltemperiertheit wieder aufgelöst. Die weiße Musikwissenschaft schien ja geradezu entzückt von ihren „blue notes“. Das hat aber nichts mit „Naturtönen“ zu tun. Die gibt es in diesem Zusammenhang doch nur indirekt. Naturtöne haben mit den Obertonreihen zu tun. Bei der Temperierung ging es darum, dass ein Gis und ein As eben zwei verschiedene Töne waren. Das dürftest du aber sicher wissen. Für die Afroamerikaner, wie für einige andere Kulturen, waren die weißen Tonleitermodelle halt eher fremde, was sie veranlasste daraus auszubrechen. Und nicht weil sie irgendwelche Naturtöne bevorzugten. Ebenso war es mit der Rhythmik, die ja im Abendland eher simpel blieb (im Gegensatz zur Harmonik).
Ich denke auch nicht, dass die Rockmusik per se harmonisch limitierter sein muss. Aber es gibt auch keinen Grund, dass sie kompliziert sein müsste. Harmonische Strukturen sind eben nur ein Parameter in der Musik.
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