Re: Lucky Soul – The Great Unwanted

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ragged-glory

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Lucky Soul
The Great Unwanted

Achtung! Pop ist nichts. Für Nervenschwache.
Während ich darüber sinniere, warum Pop-Musik einen faden, Schimmel provozierenden Beigeschmack besitzt, läuft zum wiederholten Male das Debüt-Album von Lucky Soul, „The Great Unwanted“. Wie bitte? Billige (Selbst-)Ironie? Denkbar. Ich bevorzuge diese Interpretation: Bitterer Ernst. Wie unübersichtlich der Markt für populäre Musik auch geworden ist – stets ist er von Scheinheiligen-Schein und geistlosem, verkrampftem Entertainment-Auftrag belastet.

„The Great Unwanted“ eröffnet mit der aktuellen Single „Add Your Light To Mine, Baby“, die so unwiderstehlich und unwiderlegbar beweist, was einen grandiosen Pop-Song ausmachen kann: ein mörderischer Bläser-Hook, eine selbstbewusst agierende, liebeshungrige Sängerin und eine präzise Spieldauer.

Von dieser Sorte Pop-Song quillt das Album geradezu über: „Lips Are Unhappy“, „The Towering Inferno“, „Get Outta Town!“ und „Ain’t Never Been Cool“ sind 110-Meter-Hürdenläufe, in denen sich Dramaturgie, Coolness und Instrumente einen zugunsten der Hörer-Verzückung angelegten Wettkampf liefern.

Dass dem Debüt vier Singles vorausgingen, die (wie auch zwei B-Seiten) hier wiederzufinden sind, spricht zwar nicht für die Band. Zumindest schadet es aber auch nicht der Statik und dem Gesamteindruck des Albums. Ebenso wenig die sinnlichen, anschmiegsamen Kräuter-Schmelzkäse-Balladen „It’s Yours“, „My Darling, Anything“ und „Struck Dumb“. Die neu arrangierte Version der Debüt-Single „My Brittle Heart“ verströmt weniger Küstenwind-Feeling, ist aber umso seidiger. Glänzend ohnehin.

Was ihren Sinn für Ironie betrifft, hat die Band sich diesen wohl eher für „The Last Song“ aufgehoben. Diesem wird – nach zweiminütiger Stille – der hidden track, „A Lullaby“, angehängt. Welcher das Album sanft in den Schlaf begleitet. When all other records have been played to death, I’ll listen to this one instead.

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