Re: Blur

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sokrates
Bound By Beauty

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Aus dem Musikalischen Tagebuch zu „The Great Escape”:

grandandtGegen den Oasis-Strom aufgelegt?(smiley)
Siehst Du sie noch bei 5 Sternen?

SokratesGanz unabhängig von Oasis, die ich kaum noch höre und für deren Neue ich mich nicht groß interessiere, weil mich Altbekanntes erwartet. Ich gehöre zu denen, die „Morning Glory” für die Beste Oasis-Platte halten, die „Be Here Now” bereits enttäuscht hat und die Blur immer besser fanden – origineller, kreativer, nicht so primitiv. Gestern wollte ich auf einer längeren Zugfahrt „The Great Escape” einfach nur in Ruhe über Kopfhörer wiederhören, während die herbstliche Landschaft an mir vorüberzieht – eine rein lustorientierte Veranstaltung also.

Das Album hat einen fulminanten Beginn – ob „Stereotypes”, „Country House”, „Charmless Man” oder auch „The Universal”: das sind rundeste, charakteristische Kompositionen, musikalisch einfalls-, ideen- und abwechslungsreich, intelligent, farbig instrumentiert. Dazu herrlich sarkastistische Texte, passende Coverartwork. . . einfach großartig. Bis einschließlich Track 7 wird „The Great Escape” nur noch vom Weißen Album übertroffen. Na gut, das war ein bisschen übertrieben, aber so in etwa.

Ich würde jedenfalls vorbehaltlos ***** ziehen, gäbe es nicht gegen Ende die beiden schwächeren Songs „Globe Alone” und „Dan Abnormal”, die für den Album Kontext recht energetisch und roh sind – vielleicht ein Vorgriff auf lärmige Zumutungen wie „Song 2”, die ich überhaupt nicht leiden kann. „Entertain Me” und „Yuko und Hiro” versöhnen mich dann wieder mit den genannten Eigenschaften, aber ein halber Stern Abzug ist für die Downer fällig. ****1/2

Wie war das bei Dir mit Blur und Oasis?

grandandtDa ich so ziemlich alles höre, und auch die Vergleiche/ Abgrenzung wie bei den Beatles – Stones nicht mitmache, habe ich auch keine Probleme gehabt, beide zu hören.
Die Gallaghers stehen für den emotinalen ‚ProletenBritrock‘, Albarn für den intelligenten Britpop. So hat’s die Werbetrommel in den Medien posaunt – ist auch ein wenig so.
Blur gibt’s ja schon wesentlich früher, sind mit dem Sog des Oasis-Erfolges und der Suche nach einer neuen britischen Popidentität (Label: Britpop) mit nach vorne gespült worden.
(Fast jede UK-Veröffentlichung Mitte der 90er trug ja diesen RAF-Sticker als Markenzeichen.)
Trotzdem habe ich beide nie verglichen, jede Gruppe hat für sich tolle Musik gemacht.

Bei mir war auch Be Here Now nach den beiden grandiosen ersten Alben das vorläufige Ende meines Interesses an Oasis. Ist erst vor cirka 2 1/2 Jahren wieder erwacht.
Mich hatte nicht nur die Platte geärgert, sondern auch dieses Gehabe.
Bei Blur bin ich im Gegensatz zu Oasis immer geblieben. Auch die 13, die Dir nicht so zusagt, gefällt mir heute noch gut. Blur-CDs der kompletten Diskographie liegen immer wieder im Player.
Auch Gorillaz und The Good, The Bad & The Queen höre ich und finde sie ganz gut.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams