Re: Smooth Jazz

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marlboroman

Registriert seit: 10.03.2004

Beiträge: 281

hbhDanke MarlboroMan für Deine „gnadenlose“ Kritik. Der Vorwurf „zuckersüß“ zu sein, wird gegen das Smooth Jazz Genre oft, insbesondere aus dem Lager der Jazzpuristen erhoben. Diese Kritik wird auch durch das etwas unglückliche Attribut „Smooth“ etwas provoziert.

Sag nicht zu vorschnell „danke“. ;-)
Ich gehöre weder dem Lager der Jazzpuristen an, noch hat das Attribut „Smooth“ für mich grundsätzlich einen negativen Touch. Ich denke, ich sagte dies bereits.
Von daher ist mir also diese Kritik speziell aus dem Lager der Jazzpuristen ziemlich schnuppe.

hbhDabei wollen die Musiker, die in diesem Genre spielen, nichts anderes als wohlklingende und melodiöse Musik spielen. Nun ist das Hörgefühl vieler Zeitgenossen durch Metall Rock, Punk, Rap und ähnliches in den letzten Jahrzehnten beeinflusst, wenn nicht sogar geprägt worden. Dies hat dazu geführt, dass sich die melodiöse Musik ohne diese Stilelemente im Rückzug befindet und das manche diese Musik inzwischen sogar als zu seicht empfinden, weil ihn das „Harte“ fehlt.

Keine grundsätzlichen Einwände gegen wohlklingende / melodiöse Musik. Wohl jedoch Einwände gegen eine Art von Assimilation anderer Stile oder Stilmittel (Rap, Rock, Punk, was auch immer) als Mittel, ein wenig „Härte“ in den Wohlklang zu bringen. Total weichgespülten „Smooth-Rap“ zum Beispiel halte ich -und das als im Grunde Rap-Verächter- einfach nur für peinlich.

hbhIch würde das mal mit der Gewöhnung an scharfes Essen vergleichen. Es geht das Empfinden für Nuancen verloren. Wenn Du Namen wie Candy Dulfer, Joyce Cooling oder Torcuato Mariano in diesem Zusammenhang erwähnst, übersiehst Du, dass selbige auf sehr hohem musikalischen Niveau spielen. Versuch einmal, ein Stück dieser Musiker auf Saxophon oder Gitarre nachzuspielen.

Darum geht es nicht. Wenn ich tolle Instrumentaltechnik, instrumentaltechnisch hohes Niveau und / oder das „Nachspielen können“ als zumindest ein Hauptkriterium ansehe bzw. bringe, gehe ich (wenn schon, denn schon) zu Al Di Meola. Den Mann spielt nämlich wirklich keiner (oder kaum einer) auch nur im Ansatz „nach“. Aber von dem und dessen irrsinnigen Flitzefingern ist ein Torcuato Mariano zumindest auf dem Album „So Far From Home“ Lichtjahre entfernt.
Zurück zu Candy: mir geht es darum, daß die Frau auf ihrem neuesten Werk schlicht und ergreifend und nach meiner Ansicht ihr Ding allerhöchstens routiniert runterspielt. Ich höre auf „Funked Up“ kaum bis gar nichts an Feuer, an Soul, an Leidenschaft, an Funk. Das mag instrumentaltechnisch prima sein, aber dennoch bleibt es sehr fade. Und das sicher nicht nur für Leute, die an „scharfes Essen“ gewohnt sind. Zwischen „scharf“ und fad gibts nämlich in der Mitte noch ein paar Nuancen. Niemand hat etwas gegen ordentliche Würze, da wäre ich sehr sicher.

hbhEtwas anderes ist der musikalische Ideenreichtum. Da könnte manches Stück durchaus als überflüssig angesehen werden, ohne das ich dies jetzt auf die vorgenannten Musiker beziehe. Ich stelle allgemein genreübergreifend fest, das viel zu viel abgekupfert wird. Aber das fällt mir auch auf, weil ich extrem viele CDs anhöre. Aber da gibt es ja die Möglichkeit, nur das Stück zu kaufen, das einem gefällt und so eine „natürliche“ Selektion durchzuführen.

Einen Schritt vor und zumindest einen halben zurück. ;-)
Vielleicht solltest Du es dennoch zumindest mal in Erwägung ziehen, was den fehlenden Ideenreichtum bei den 3 Protagonisten angeht.
Bei Candy steht eher das fade Umsetzen von zumindest ein paar guten Tracks im Raume, die anderen beiden (Cooling und Mariano) sind einfach nur fade und ideenlos. So jedenfalls mein Eindruck.
Was das Erwerben einzelner Stücke bzw. das Selektieren angeht: nein, das ist sicherlich keine Option, die man sich als Hörer eines Album nach dessen „Genuss“ wünschen sollte. In den vorliegenden 3 Fällen schon gar nicht, denn es gibt hier keine einzelnen Tracks, die es wert wären, als „Single“ in irgend einer Form gekauft zu werden.

hbhIch kann Dir bereits jetzt sagen, dass die kommerzielle Entwicklung der Musik sehr stark rückläufig ist. Die goldenen Zeiten, wo viele Musiker noch gutes Geld verdienen konnten, sind vorbei. Welche Auswirkungen dieses auf das Musikangebot haben wird und ob Smooth Jazz noch lange existieren wird, vermag ich nicht zu sagen.

Wäre ich ein Borg (Du erkennst meine Trekkie-Affinintät?) würde ich sagen: irrelevant. :lol:
Satz 1 weiß ich, Satz 2 ist ebenso eine Allerweltsfeststellung und den Rest kann ich nicht im Detail beurteilen.

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