Re: Smooth Jazz

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marlboroman

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hbhCandy Dulfer veröffentlicht diesen Monat ihr zweites Album auf dem Heads Up International Label mit dem programmatischen Titel Funked Up!. Ihre Affinität zum Funk läßt sich an den Namen der Künstler ablesen, die mit ihr bereits aufgetreten sind: Jimmy Cliff, Tower of Power, Fred Wesley, Pee Wee Ellis, Prince, Maceo Parker und Aretha Franklin.

Ihre explosive Entfaltung des Funks ist insbesondere bei ihren Liveauftritten spürbar. Ich habe darüber in den letzten zwei Jahren berichtet. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Gruppe Funky Stuff, die aus den Mitgliedern Thomas Bank (Keyboards), Ulco Bed (Gitarre), Dedre Twiss (Vocals), Chance Howard (Bass / Vocals) und Kirk Johnson (Schlagzeug) besteht. Diese sind neben weiteren Gastmusikern auch auf dem neuen Album dabei.

Sie bietet mit Funked Up! nicht nur Funk sondern auch sanfte, romantische Klänge und wer nicht genug davon bekommt, kauft sich das Doppelalbum Funked Up!/Chillout. Mein Eindruck ist hier festgehalten.

Saxy-Candys Doppelschlag halte ich für das so ziemlich scheußlichste Album, das sie in den letzten ca. 8 Jahren auf die Beine gestellt hat.
Uninspiriertes, seelenloses Herunterspulen von Teil 1 (Funked Up) und ein Machwerk übelsten „Chill“-Sounds in Teil 2 (Chilled Out).
Bevor Du es in den falschen Hals bekommst: diese Smooth-Jazz-was auch immer-Sounds sind in meinen Ohren keineswegs grundsätzlich no go. Absolut nicht. Aber das hier ist ziemlich schlimm.
Candy Dulfer vermag live sicher aus dem einen oder anderen Track noch was rauszuholen, aber im Studio könnte man auch ihr auch einen gewissen Mr. Data mit voll funktionsfähigem Emotionschip an die Seite stellen….und er wäre besser.

In letzter Zeit hast Du nach meiner Ansicht ein paar ziemlich seltsame Leute sehr wohlwollend behandelt.
2 Beispiele: ich habe mir Joyce Cooling und Torcuato Mariano vorgenommen. Bei Mariano hast Du (nebenbei) Windham Hill erwähnt. Und da genau gehört er eigentlich auch hin. Ein Label, daß insbesondere in den 1980er Jahren für gnadenlos üblen New Age-Kitsch stand und sich damit bis heute immer noch gut bei Kasse hält.
Torcuato Marianos Musik auf dem von dir besprochenen Album ist ein klassisches Ding fürs gehobene Wellness-Studio…das wars dann aber auch schon.
Bei Joyce Cooling könnte ich behaupten, daß einige ihrer Tracks noch ganz gut in einem Werbeclip für das Luxuskanonenboot „Aida“ Platz hätten.
Ganz schlimm wird es, wenn sie zu denkt, sie könne sowas ähnliches wie Rap (We can) an den Mann oder die Frau bringen. Leider nur oberpeinlich.

Ansonsten hast Du in den letzten Monaten etliche interessante Dinge hier vorgestellt, auch durchaus bekannte und große Hausnummern.
Aber ab und an frage ich mich schon, ob Du vor lauter wohlwollenden „Kritiken“ oder Reviews noch merkst, daß manch ein Smooth-Ding dermaßen zuckerwattig-übersüßt und hochglanzveredelt eigentlich kaum noch etwas an Wohlwollen zulässt.
Wie auch immer, falls dich das alles ärgern sollte: einfach runterschlucken. ;-)
Du ziehst dein Ding hier tapfer und unbeirrt durch, alleine dafür hast Du schon meinen Respekt. Ich werde deinen Thread natürlich weiter mit Interesse lesen, manchmal finde ich wirkliche Perlchen in deinen Vorstellungen. Also mach schön weiter, auch wenn das Feedback eher wenig oder auch mal nicht so dolle ist.

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