Re: Umfrage – Top Ten 2006 – Die besten Alben des Jahres

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This charming man

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Die ärgerliche, meist schnöden Opportunitätserwägungen geschuldete Ungleichzeitigkeit der Veröffentlichungen führt ja mittlerweile jedes Jahr zu Verwerfungen in den Jahresbestenlisten der Musikpresse. Beim RS geht das noch, weil erst Ende November die jeweiligen Kritiker-Top10s abgerufen werden. Bei Mojo etwa müssen die Listen bereits Anfang November, bei Uncut sogar schon Mitte Oktober kompiliert werden. Weil man möglichst früh damit am Kiosk renommieren will. Den Luxus, bis zum Jahresende zu warten und die Bestenlisten halt erst in den Februar-Ausgaben zu publizieren, leistet sich leider keine große Publikumszeitschrift mehr.
Gleichzeitig hat sich in der globalisierten Welt der zeitliche Abstand zwischen Erstveröffentlichung und Lizenzveröffentlichung ständig vergrößert. Selbst innerhalb global agierender Plattenfirmen werden Release Dates für Schlüssel-Territorien immer häufiger auf längere Zeiträume gestreckt. Oder man wartet ab, wie sich eine Platte im Ursprungsland verkauft, um dann erst nach Monaten zu entscheiden, ob sich eine Veröffentlichung da und dort überhaupt lohnt. Eine der vielen Dummheiten, die sich die Branche leistet, denn natürlich kommt es immer zu erheblichen Reibungsverlusten. Nicht nur in den Jahresbestenlisten.
Beispiele gibt es zuhauf. Man erinnere sich etwa an „Out Of Season“ von Beth Gibbons & Rustin Man, erschienen im September. Im UK. Eine Platte, der ich seinerzeit im Herbst gerne eine 5-Sterne-Rezension hätte angedeihen lassen. Eine Platte, die in den Jahresendlisten eine gute Rolle hätte spielen können. Doch dann kam die Nachricht vom Label: D-VÖ erst im Februar oder März des Folgejahres. Mithin erstmal kein Review, keine Öffentlichkeit in den deutschen Medien. Was mich natürlich nicht hinderte, die Platte in meiner Jahres-Top10 zu listen. Ganz oben. Was wiederum der Plattenfirma kein bißchen gefiel, weil sie „das Thema“ lieber noch ein paar Monate unter Verschluß gehalten hätte. Und was am Ende dazu führte, daß die LP durch’s Jahresendraster fiel, weil sie im Jahr ihres UK-Releases hier noch zu wenig wahrgenommen wurde und im Jahr ihres D-Releases von vielen Kollegen nicht mehr genannt wurde, weil sie ja aus dem Vorjahr stammte. Dumm gelaufen? Nein, dumm geplant. Immerhin weiß mittlerweile auch der letzte Trottel: was irgendwo in der Welt raus ist, ist überall raus.

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