Re: David Sylvian – Brilliant Trees

#5404053  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,228

1. Pulling punches (***)
2. The ink in the well (**** 1/2)
3. Nostalgia (*****)
4. Red guitar (****)
5. Weathered wall (****)
6. Backwaters (*** 1/2)
7. Brilliant trees (**** 1/2)

David Sylvians Debut ist kein leichtes Album. Einige der Arrangements sind überaus kunstvoll geschwungen und „Brilliant trees“ erzeugt generell eine brodelnde, in sich aufgehende Strömung an Gefühl. Ein düsteres, langsam vorankriechendes Album, das mich teilweise an späte Talk Talk, aber auch Holger Czukays „Canaxis“ Aufnahme erinnert. Selbiger ist auf diesem Werk tatsächlich auch höchstselbst zu hören, neben einigen anderen, bei denen etwas im Hinterkopf direkt zu klingeln beginnt (Sakamoto, Barbieri, Thompson). Mir geht es bei diesen Songs wie stefane: Ohne die Bläsereinsätze würde mir das Wesentlichste fehlen. Diese schleppende Stimmung, die etwa in „Nostalgia“ zum Ende von Kenny Wheelers benommenen Flügelhorn aufgebrochen wird, oder Jon Hassells Trompete, die den Titeltrack unterstreicht – einmalig, unglaublich eindringlich. Und auch sonst gibt es viel zu entdecken: Das magische Arrangement von „The ink in the well“, das geisterhafte Klavier in „Red guitar“, die einleitenden, intensiven Streicher von „Backwaters“. Und der generelle Sog, den dieses Album ausströmt. Ein Favorit ist „Brilliant trees“ allerdings nicht – zeitweise klingt die Produktion, wie im Opener etwa (der aber auch sonst ein regelrechter Fremdkörper der Platte ist), zu sehr nach Plastik und auch manche Soundcollagen wirken zu fokuslos. Etwa Teile von „The weathered wall“, aber auch „Backwaters“, das zunehmend beginnt auf ungute Weise auf der Stelle zu treten. Und zuletzt Sylvians Gesang selbst: Ich mag ihn, besonders diesen leicht schwärmerischen und zugleich belegten Grundton – gleichsam ist mir die Stimme aber auch etwas zu gepresst und stellenweise zu künstlich. Trotzdem: Schönes Album.

--

Hold on Magnolia to that great highway moon