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pipe-bowlFür mich war diese Einschätzung jetzt neu und dieses „Willst Du Exile oben sehen, musst Du die Tabelle drehen“-Ding auch. Ich hatte zuerst so bis ca. Rang 12/13 gelesen und dann wollte ich schon nachfragen, ob er das Album vergessen hat, bevor ich diese aberwitzige Entdeckung machte.
Eine kurze Erklärung wäre ganz nett, dann kann ich auch erkennen, ob es eine reine Provokation ist oder nicht. Die Liste hat ja noch andere Auffälligkeiten (z.B. „Emotional rescue“ deutlich vor „Aftermath“), so dass mich schon die Beweggründe für das Zustandekommen dieser Liste interessieren würden.
OK. „Exile“ war für mich noch nie im oberen Feld, weil ich darauf (im Gegensatz etwa zu den drei Vorgängeralben) keinen einzigen großen, vollendeten Song höre, weil es lausig produziert ist und weil ich die oft beschriebene, angeblich das ganze Album durchziehende Gesamtstimmung einfach nicht erkennen kann. Vor allem die aus meiner Sicht durchweg mangelhafte Songqualität unterscheidet „Exile“ von jedem anderen Stones-Album, selbst auf den nächst-schwächsten finden sich immer mindestens zwei, drei Perlen. Was ich auf „Exile“ höre ist weitgehend substanzloser Studioabfall. Und um noch eins draufzusetzen: Das letzte Remaster finde ich auch besser als den Sound der Original-LPs (ich habe eine Ausgabe von Warner aus den 70ern), weil es – loudness war hin, loudness war her – einfach deutlich transparenter ist.
Um es mal zu präzisieren: Ich liebe die Stones, und genau wie die meißten hier hadere ich ständig damit, welchem Album ich welchen Stellenwert zumesse. Es ist beileibe nicht so, daß ich im Fall „Exile“ meine Ansicht nicht immer wieder (seit mittlerweile 30 Jahren) reflektiert hätte. Und natürlich höre ich auch, dass „Soul Survivor“ im Vergleich zum Rest deutlich mehr an Substanz vorzuweisen hat. Aber wenn ich dann eine „Sticky Fingers“ oder „Beggar’s Banquet“ auflege, zwei Alben also, die hier oft mit „Exile“ in einem Atemzug genannt werden, dann habe ich letztlich immer den Eindruck als stünden sich Haute Cuisine und Imbissfrass gegenüber. Ich kann ja noch akzeptieren, daß jemand das Album mag – aus persönlichen Gründen, Erinnerungen oder ähnlichem – aber wie man es ernsthaft im Sinne einer Bewertung mit den besten Stones-Alben auf eine Stufe stellen kann, ist mir wirklich völlig schleierhaft.
Genauso schleierhaft übrigens wie das penetrante Abwatschen von „Dirty Work“. Dieses hat zugegebenermassen ein besch… Cover und einen Einbruch in der Mitte über drei Stücke („Too Rude“ – „Winning Ugly“ – „Back To Zero“). Der Rest dagegen hat Substanz und ist teils exzellent. „Had It With You“ halte ich sogar für eine der besten, wenn nicht sogar die beste Aufnahme der Stones in den 80er Jahren. Eigentlich muss ich das Album höher bewerten als nur mit Platz 16, es gehört klar ins Mittelfeld.
Auf „Emotional Rescue“ lasse ich nichts kommen, das ist ein klasse Album, das die damals aktuellen Trends aufgriff und dabei heute noch zeitgemäß klingt. Über „Indian Girl“ kann man sicher reden, am Rest gibt es für mich aber nichts auszusetzen. Alles richtige Songs – ein würdiger Nachfolger von „Some Girls“ und klar besser als „Exile“.
Mit „Aftermath“ konnte ich mich noch nie so richtig anfreunden, es ist ein Album, das ich nur sehr selten auflege. Das betrifft aber weniger die Songqualität als die Produktion: Ich kenne es nur als Vinyl aus den 80ern, über Remaster kann ich also nichts sagen, jedenfalls klingt hier alles irgendwie steril und künstlich, der ganze Stones-typische Dreck fehlt (mir). In „Their Satanic Majesty’s Request“ sind die Arrangements glaube ich noch ausgefeilter, trotzdem rockt sie deutlich mehr.
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