Re: Blues

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blues-pfaffe

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Wolfgang Doebeling
Schließlich: Deinen letzten Satz verstehe ich nicht. Die „Blueser“, wie Du sie nennst, lebten spätestens ab 1964/65 fast ausschließlich vom weißen Publikum. Anders ausgedrückt: ohne dieses weiße Publikum wäre es den „Bluesern“ ergangen wie den Panthern im Delta: sie wären schnell ausgestorben und heute nur noch in subventionierten Blues-Biotopen zu bewundern.

Schon klar, dass der Blues ohne das weiße Publikum spätestens Mitte der 60er Jahre ausgestorben wäre. Was ich aber eigentlich mit meinem Satz sagen wollte, bezieht sich auf die Zeit vorher: Im Zuge des Folk-Revival Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre wurde ein Kult des „Folk-Blues“ zelebriert, der ein ziemliches Kunstprodukt war. Klar hatte Muddy Waters auf der Plantage mit akustischer Gitarre gespielt (großartige Songs, großer Blues!). Aber in Chicago hatte er sich eben bewußt weiterentwickelt und die E-Gitarre ergriffen. Und mit diesen Aufnahmen wurde er wirklich wichtig. Diese ganzen „Real Folk-Blues“-Alben sind für mich sowas wie Übungen in historischer Aufführungspraxis – oder vielleicht die unplugged-Bewegung der damaligen Zeit – aber kein Abbilld der aktuellen Blues-Musik der damaligen Zeit.
Ok, Leute wie John Lee Hooker, Muddy Waters oder auch Howlin Wolf haben da mitgespielt, um das neue Publikum nicht zu verschrecken. Doch zum Glück haben sie auch bald wieder zu ihren eigentlichen Stärken zurück gefunden. Einer der ganz großen des frühen Chicago-Blues, Big Bill Broonzy, hat das allerdings nicht gemacht (auch wenn ich persönlich seine Aufnahmen aus der Spätzeit seiner Karriere sehr gerne höre – aber die Intensität eines Blues haben seine Lieder damals längst abgelegt).

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