Re: Pink Floyd – A Saucerful Of Secrets

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j-w
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maximum rhythm & blues

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01. Let There Be More Light ***
Der Beginn der Platte ist spannungsvoll. Das konnten Floyd auch damals schon: Eine Spannung aufbauen, die nicht gleich erkennen lässt wann bzw. wie sie sich auflösen wird. Waters spielt ein hypnotisches Bassriff, Mason steigt darauf ein und Gilmour und Wright machen komische Töne dazu. Nach 75 Sekunden fällt dann alles ineinander zusammen und die unglaublich nervige Strophe mit den Silbenwiederholungen beginnt. Allerdings reißt die Bridge das dann wieder etwas raus. Am Ende spielt Gilmour dann ein hilfloses Solo, während die anderen Lärm machen. Unter Zuhilfenahme psychedischer Drogen bestimmt ein Erlebnis. Nüchtern betrachtet wenig spannend.

02. Remember a Day ***1/2
Typischer Richard Wright-Song mit einer sehr schönen Melodie, die leider allerdings durch einen fehlenden anderen Gesangspart auf Dauer zu wenig abwechslungsreich daher kommt. Hier hört man tatsächlich noch Barrett, wie er mit Slide und Echo spacige Gitarrenparts spielt. Genau sowas hat Gilmour dann imitiert. Keiner hatte ihm gesagt, was oder wie genau er spielen sollte. Die anderen Drei waren wohl einfach nur froh, dass da einer versuchte mit ihnen zusammen zu spielen, was mit Barrett in seinen letzten Monaten anscheinend nur noch selten möglich war. Nach hinten raus zu lang, die Nummer. Aber ansonsten ein klarer Höhepunkt auf der Platte.

03. Set the Controls for the Heart of the Sun ***
Wieder ein spannungsgeladener Songaufbau, und dann fängt Waters an gesanglich seine Basslinie zu doppeln. Das geht über zwei Strophen auch gut, aber als dann wieder nichts anderes passiert, wird es wieder öde. Auch hier ist das sicherlich ein Erlebnis, wenn man die entsprechenden Drogen konsumiert hat. Aber dann konnte man damals auch nach Sendeschluss ewig den Ameisenporno im TV schauen und fand das irgendwie spacig. Irgendwann wurden dann statt Testbild und Ameisenporno Weltraumfilme gezeigt. Das war natürlich dann der Hammer. Ich schweife ab, sorry. Aber dazu hätte man das als Soundtrack gut drunter legen können. Übrigens der einzige Song, bei dem im Studio die Fünfer-Besetzung mit Barrett und Gilmour zu hören ist. Wobei die Gitarren von Wrights Keyboard-Gewaber zugedeckt werden.

04. Corporal Clegg ***
Waters widmet sich hier erstmal seiner WWII-Aufarbeitung. Hat seine guten Momente, aber auch seine blöden. Dass dieser alberne Zirkusteil ein zweites Mal kommt, nervt. Da merkt man doch mal wie viel besser Sgt. Pepper (Being for the benefit of Mr. Kite) geraten ist. Gilmour spielt immer wieder Eine-Note-Gitarrenparts, schön verzerrt, teilweise mit Wah-Wah – auch das eher hilflos als inspiriert.

05. A Saucerful of Secrets *
Furchtbar. Jedenfalls auf Platte. Schaut man sich die Livevideos aus Holland 1970 oder von Pompeii an, kann man sich vorstellen, dass die Umsetzung live ein gewisses Spektakel war, aber wenn man nur diesen Track hört hilft auch keine bekiffte Spacenight auf TV.

06. See-Saw **1/2
Ganz nette, aber wenig spannende Wright-Nummer. Wright hat bei seinen Melodien oft das Problem ein gutes rhythmisches Ende für eine Gesangszeile zu finden. Viele Melodiebögen enden so, als hätte der Sänger schon die nächste Zeile im Kopf und muss aber die aktuelle noch irgendwie zu Ende bringen. Angeblich steht auf dem Produktionsprotokoll „The Most Boring Song I’ve Ever Heard Bar Two“. Das finde ich etwas hart. ;-)

07. Jugband Blues ***1/2
Zum Abschluss singt Barrett noch einmal. Die Musik wechselt ständig den Rhythmus, so wie auch auf seinen späteren Solosongs. Er wollte dazu eine Marschkapelle, die musikalisch durchdreht, haben. Produzent Norman Smith fand das nicht so lustig. Am Ende haben sie den durchgeknallten Teil hinten drangehängt, wobei dananch dann noch mal Barrett mit akustischer Gitarre kommt. Hardley a second „A day in the life“… Aber eine Nummer, die wenigstens einen gewissen Humor durchklingen lässt, während die meisten Teile des Albums furchtbar ernst daher kommen.

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue