Re: Pink Floyd – A Saucerful Of Secrets

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j-w
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maximum rhythm & blues

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@ Holger:
Ich habe mich im letzten Jahr sehr intensiv mit Gilmour befasst, weil ich ein Kapitel über seinen Spielstiel für ein Buch der Reihe „Guitar Heroes“ geschreiben habe. Dabei habe ich gerade die Phase, als er neu bei Floyd war, sehr genau untersucht und auch all die Platten wieder angehört – zwar mit einem Fokus auf das, was Gilmour macht, aber ich nehme da auch schon die ganze Band, die Songs, den Sound, usw. wahr. Von daher sind meine Hörerlebnisse mit dem Album noch sehr frisch.

Ich habe aber schon von meherern Leuten gehört, die diese Platte sehr schätzen und da das auch Musikbegeisterte sind, für die Musik ähnlich wichtig ist wie für mich, kann ich das auch respektieren. Die Platte spricht sie, wie auch Dich, irgendwie besonders an. Für mich ist das nach der tollen Syd Barrett-Phase der Band erstmal ein deutlicher Abstieg. Die Band versucht hier irgendwie progressiv zu wirken, aber es fehlt am Plan, an der Vorstellung, was man wie will. Roger versucht sich als Bandleader und Songwriter zu etablieren. Wright hat da zwar von den Fähigkeiten als Komponist etwas dagegen zu setzen, ist aber von der Persönlichkeit und vor allem der Fähigkeit zu texten her Water hoffnungslos unterlegen. Und Gilmour hatte bis vor ein paar Monaten noch in einer Coverband gespielt und sollte jetzt bei Floyd auch möglichst progressiv zu Werke gehen, was ihm überhaupt nicht sonderlich liegt und ihn künstlerisch auch nicht befriedigt. Er imitiert Barrett (Der frühe Pink Floyd-Manager Peter Jenner prägte die Phrase „He could do Syd better than Syd“) und huldigt Hendrix, aber das, was seine eigentliche Stärke ausmachen sollte, hat er hier noch gar nicht entwickelt. Und Songs schreibt er auch noch nicht.

So daddeln alle herum, der Manager will schnell eine Platte haben, weil die Band auch ohne Barrett (bzw. gerade ohne ihn!) live immer erfolgreicher wird. Geht ja auch auf, das Kalkül. Die Platte verkauft sich gut, schafft die Top-10 im UK.

Und ja, ich bin selbst Gitarrist und Gilmour hat mich mit seiner Eleganz Töne perfekt klingen zu lassen, starke Melodiebögen zu spielen und vor allem auch: Pausen im Spiel zu machen und nicht durchzudaddeln, durchaus geprägt.

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue