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Beim Stöbern im Internet fand ich per Zufall heraus, dass heute sowohl der Geburts- als auch der Todestag von Sippie Wallace ist.
Neben Victoria Spivey ist Sippie Wallace die wichtigste Vertreterin des Texas-Blues in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zwischen 1923 und 27 nahm wurde sie bei ihren Aufnahmen unter anderem von Louis Armstrong, Johnny Dodds oder Sidney Bechet begleitet.
Geboren wurde sie unter dem Namen Beulah Thomas am 1. November 1898 in Houston. Die Grundlagen des Singens und Klavierspielens lernte sie wie so viele in der Kirche. Aber vermutlich war es ihr älterer Bruder George Thomas, einer der ersten Boogie Woogie Pianisten, der ihr den Blues nahe brachte. Schon früh begann sie mit ihrem jüngeren , ebenfalls klavierspielenden Bruder Hersal Thomas aufzutreten.
Bald schon zog sie mit verschiedenen der damals verbreiteten Zelt-Schows durch Texas und errang sich einen Ruf als Bluessängerin. 1915 zog sie mit Hersal nach New Orleans, wo zu der Zeit der Jazz seine erste Blüte erreichte. Zwei Jahre später heiratete sie Matt Wallace. 1923 zog sie – wie damals viele Musiker – nach Chicago und wurde Teil der aufstrebenden Jazz-Szene der Stadt.
1923 unterzeichnete sie ihren ersten Plattenvertrag mit Okeh Records. Ihre ersten Aufnahmen („Shorty George“ und „Up the Country Blues“) verkauften sie in den frühen 20er Jahren sehr oft und machten aus ihr einen Star. Bis 1927 nahm sie mehr als 40 Plattenseiten für Okeh auf, fast die Hälfte der Titel hatte sie entweder selbst oder gemeinsam mit ihren Brüdern geschrieben.
1929 zog sie nach Detroit. 1936 starben sowohl ihr Mann Matt als auch ihr Bruder George. Hersal war bereits 1926 im Alter von 16 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Dies führte dazu, dass Sippie Wallace für etwa 40 Jahre nur noch als Sängerin und Organistin in der Leland Baptist Church in Detroit musikalisch aktiv war.
Erst 1966 überredete ihre langjährige Freundin Victoria Spivey sie zu einem Comeback und zu Auftritten auf Folk und Blues Festivals. Gemeinsam nahmen sie damals das Album „Sippie Wallace and Victoria Spivey“ mit alten Blues Standards auf, das aber erst 1970 bei Spivey Records erschien. Mit den Pianisten Roosevelt Sykes und Little Brother Montgomery nahm sie 1966 auch das Album „Sippie Wallace sings the Blues“ auf, auf dem auch ihr berühmter Song „Women Be Wise, Don’t Advertise Your Man“ zu finden war.
Dieses Album inspirierte unter anderem Bonnie Raitt, sich in den späten 60ern dem Blues zuzuwenden. Raitt half Wallace in den 80ern auch, einen neuen Plattenvertrag bei Atlantic zu bekommen. Das Album „Sippie“, auf dem Raitt unter anderem Slide-Gitarre spielte, wurde 1983 für einen Grammy nominiert und 1984 als bestest Blues Album mit dem W.C.Handy Award ausgezeichnet.
Am 1. November 1986 starb Sippie Wallace.
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