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Dr. Ross
Für Blues-Fans in der DDR war Dr. Ross ein bekannter Name. Allerdings nicht, weil AMIGA die Musik dieser „One-Man-Band“ veröffentlicht hätte. Die Ursache war vielmehr der „Blues für Dr. Ross“, das phantastische Mundharmonikastück, mit dem Bernd Kleinow (unterwegs unter anderem mit Stefan Diestelmann, Zenit, Jonathan Blues Band oder als Duo mit dem Gitarristen Gemeinhard) noch jeden Club zum Kochen brachte.
Auf Musik von Dr. Ross stieß ich allerdings erst nach dem Ende der Zone, irgendwann mal ganz spät auf einem der 3. Fernseprogramme. Dort liefen Aufnahmen des American Folk Blues Festival aus den 60ern und 70ern. In welchem Jahr Ross dort dabei war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Fernsehbeitrag war das erste Mal, dass ich sah, was mit dem Begriff „One Man Band“ gemeint war: Gitarre, Schlagwerk, Munharmonika, Gesang – alles fast gleichzeitig von einem Musiker. Und das in wildem Boogie-Rhythmus.
Als Isaiah Ross wurde er am 21. Oktober 1925 in Tunica, Mississippi geboren. Während des 2. Weltkrieges kaufte er sich eine Gitarre und spielte zur Truppenbetreuung. Nach dem Krieg kehrte Ross nach Mississippi zurück, wo er regelmäßig bei verschiedenen Radiosendern in Clarksdale und Memphis auftrat. Mit seiner Band The Jump and Jive Boys (später umbenannt in Dr. Ross and the Interns) spielte er auch bei Parties und Tanzveranstaltungen, bis er während des Koreakrieges wieder eingezogen wurde.
1951 nahm Sam Phillips mit ihm für Chess Records Platten auf. Als Phillips Sun Records gründete, folgte ihm Ross. Seine Spezialität war der Boogie in Stücken wie „Dr. Ross’s Boogie“, „Jukebox Boogie“ oder „Boogie Disease“. Doch als mit Elvis der Rock’n’Roll aktuell wurde, verließ Ross 1954 Memphis und Sun und zog nach Flint (Michigan), wo er einen Job in der Autoindustrie annahm und nur noch gelegentlich als One-Man-Band auftrat.
In den 70ern und 80ern nahm er für einige kleine Blues-Labels Platten auf und musizierte bei Festivals in den USA und Europa. Am 28. Mai 1993 starb Dr. Ross in Flint.
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