Re: Blues

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blues-pfaffe

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LEONARD UND PHIL CHESS
Wenige Plattenfirmen haben in den 50ern mehr für Blues und Rock’n’Roll getan, als Chess Records von den Brüdern Leonard und Phil Chess. Fast die gesamte Blues-Szene Chicagos war seinerzeit bei ihnen unter Vertrag: Muddy Waters, Willie Dixon, Howlin’ Wolf, Little Walter und Elmore James ebenso wie etwa Chuck Berry und Bo Diddley. Mit einer großen Reihe von Hits änderte das Label die Richtung der amerikanischen Popmusik, kann Robert Santelli mit gewisser Berechtigung in seinem „Big Book of Blues“ behaupten.
Ursprünglich stammte die Familie Chez aus Polen, in Chicago ließ sie sich 1928 nieder und änderte kurze Zeit später die Schreibweise ihres Namens zu Chess. Nach der Prohibition betrieb die Familie in Chicago verschiedene Lokale wie etwa die Macomba Lounge in der South Side. Als sie merkten, dass die schwarzen Blues-Musiker, die in ihren Bars spielten, auf Platte kaum vertreten waren, kauften sie sich 1947 in das Aristocrat Label ein.
Zu den ersten Künstlern des Labels gehörten unter anderem die Five Blazes und Muddy Waters, der 1948 dort “I Can’t Be Satisfied” veröffentlichte. Die Platte war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft und markierte den Beginn von Muddys Karriere und bestätigte gleichfalls den richtigen Riecher der Brüder für den Blues.
1950 zahlten Leonard und Phil ihren Partner bei Aristocrat aus und benannten das Label in Chess um. Sie veröffentlichten dort nicht nur ihre eigenen Künstler sondern auch die Aufnahmen unabhängiger Produzenten wie etwa von Sam Phillips aus Memphis. Von ihm erhielten sie mit Jackie Brenstons „Rocket 88“ einen Titel, den viele auch noch heute als erste Rock’n’Roll Scheibe der Geschichte ansehen.
Einflussreichster und erfolgreichster Musiker des Labels in den frühen 50ern war allerdings Muddy Waters. In seinem Gefolge startete auch Little Walter seine viel zu kurze Karriere. Beide Musiker (zusammen mit Willie Dixon, der nicht nur als Bassist und Songschreiber sondern auch als Produzent unverzichtbar war) spielten die wichtigste Rolle bei der Herausbildung des Chicago Blues.
Chess veröffentlichte Bluesmusiker bis in die frühen 60er. Doch als Leonard Chess am 16. Oktober 1969 starb, fehlte dem Label der künstlerische Kopf im Hinergrund. Der Katalog wurde daraufhin an MCA verkauft, das Label stellte seine Arbeit ein. Doch noch heute kommt keine Blues-Sammlung ohne Veröffentlichungen von Chess aus. Gerade die „Chess Boxen“ von Muddy Waters oder Howlin’ Wolf sollten überall zum Pflichtprogramm gehören.

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