Re: Tom Waits – Orphans

#5391361  | PERMALINK

beatlebum

Registriert seit: 11.07.2002

Beiträge: 8,107

Das trifft es schon ganz gut:

Tom Waits
Orphans

2006er Mammutwerk, ein Monument, ein Gebirge von einem Album. Drei Jahre lang haben Waits & Weib, der Mann, dessen Stimme so alt und rauh klingt wie Felsen und Baumrinde, und seine kongeniale Lebenspartnerin Kathleen Brennan, an dieser 54-Song-Sammlung gearbeitet und haben ein Werk erschaffen, das Ehrfurcht fordert und bei aller Wurzeligkeit vor Leben sprüht, bei aller Düsternis vor Liebe strahlt, bei allem Mut zum Querklang den Hörer mit dunkel-fieberndem Groove zum Mitschwingen zwingt. Gewandet in ein CD-formatiges, in Brauntönen gehaltenes Hardcover-Buch, begleitet von einem 94-seitigen Booklet, das mit seinen altertümlichen Druck-Typen eine Augenweide ist, werden hier 30 neue und unveröffentlichte Waits-Songs zur Entdeckung freigegeben, erweitert um 24 rare und rarste Soundtrack- und Sampler-Beiträge, Kollaborationen und Outtakes, abgerundet durch zwei Spoken-Word-Tracks im versteckten Bereich von CD 3. Thematisch und musikalisch sind die Songs den drei CDs Brawlers, Bawlers und Bastards zugeordnet.
Brawlers ist das Waits-Tanz-Album: Blues und Ballade, Country und Swamp, Rock’n’Roll und Rumba, Boogie und Bottleneck gehen eine düster-groovende Ehe ein; unter der Herrschaft der monumentalen Stimme und ihrer rechten Hand, einer aufs dreckigste verzerrten E-Gitarre, spielen Mundharmonika, Banjo, dräuend-dröhnendes Saxophon und fieberhaft arbeitendes Schlagwerk auf zum Tanz mit dem Teufel. Prädestiniert sich als Soundtrack zu dem Film, den Jarmusch und Tarantino jetzt gemeinsam werden drehen müssen.

Bawlers besänftigt das derart aufgewühlte Herz und berührt mit seinen Balladen bis ins Mark. Klagegesänge und Moritaten, Abschiedsgesänge und New Orleans-Begräbnismärsche werden mit Klavier, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika, Holz- und Blechbläsern, Fiddle, singender Säge und Hawaiian Steel direkt ins waidwunde Herz gesandt. Durch spürbar lebenslange Erfahrung geläutert, durch Schmerzen versöhnt, wehmütig-sehnsüchtige Weisen für den Gang in den finalen Sonnenuntergang.

Die Bastards sind vielleicht des Waits’ liebste Kinder, die unkategorisierbaren Mischkinder zwischen Brecht/Weill und Walt Disney, Country-Walzer und Caligaris Kabinett, kreischendem Swamp und Shanty, Bibel und Blues, Glockengeläut, Irish Folk und Experiment, belebt durch eine Stimme zwischen fiebrigem Flüstern und bedrohlichem Brüllen. Ob man nach dem Komplett-Konsum der mehr als 3 Stunden zitternd nach Atem ringt oder sich den 3 Song-Kollektionen je nach Gefühl und Lust separat widmet: Dieses Werk ist für die Ewigkeit. (cpa)

http://www.glitterhouse.com/index.asp?lang=d&mode=artinfo&submode=&id=48865&rid=0&searchfor=&searchmode=&pos=&wk=&rnd=0%2C4239618&s1=&s2=&incs=false

--

Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.