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Daniel_BelsazarWürde meine Arbeit mir nicht auch grundlegend Vergnügen bereiten, würde ich damit auhören. Anders ausgedrückt: „Mühe“ muss nicht notwendigerweise mit fremdbestimmter Sklavenarbeit synonym gesetzt werden. Auch persönliche Weiterentwicklung ist oft mit Mühe verbunden (das wird mir übrigens zurzeit jeden Tag an meinen Kindern immer wieder deutlich).
Natürlich ist Arbeit sinnvoll und selbstverständlich gibt es Mühen, die sich lohnen, und zweifellos ist die Welt kein Paradies der automatischen Instant-Befriedigung. Es ist nur so, dass ich das Musikhören dem Bereich der Muße zuordnen möchte, also den Dingen, mit denen man sich um ihrer selbst Willen beschäftigt. Der Gegenbegriff zu Arbeit. Und deshalb bin ich bestrebt, das Musikhören von Kosten-Nutzen-Erwägungen möglichst frei zu halten.
Ich sehe auch, dass dies nicht mit letzter Konsequenz möglich ist. So ist bereits das simple Konzept des „Zuhörens“ keineswegs so voraussetzungsfrei und banal, wie das auf den ersten Blick scheinen mag.
Und ja, ich höre häufiger Musik, die man gemeinhin als „mühsam“ einstufen würde, namentlich Free Jazz. Und natürlich mochte ich erst die Beach Boys bevor ich zu Ornette Coleman kam. Aber als „mühsam“ habe ich die Beschäftigung damit nie empfunden.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)