Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Die Last und Lust der Mühe › Re: Die Last und Lust der Mühe
Natsume
Egal ob es darum geht, dem Text zu folgen und ihn auszulegen oder musikalische Feinheiten zu entdecken:
die intensive Beschäftigung ist immer auch ein mühevoller Prozess, weshalb man sich den Zugang durchaus
ab und zu auch erarbeiten muss und sollte. Musik, die sofort „funktioniert“, finde ich mittlerweile sogar eher langweilig.
Meine (natürlich angreifbare These) lautet eher: Die Musik selbst „funktioniert“ immer unmittelbar. Tut sie das nicht, liegt es am Zuhörer und dessen Einstellung.
Immerhin soll es Leute geben, bei denen auch „The Drift“ oder Coltranes „Ascension“ unmittelbar funktionieren. Bei „Ys“ dürften dies sogar noch einige mehr sein.
Dass konzentriertes Zuhören Voraussetzung zum wirklichen Genuss ist, halte ich für selbstverständlich. Ich wende mich eher gegen die offenbar weit verbreitete Annahme, für den Musikgenuss gelte das gute alte puritanische Motto „Ohne Fleiß kein Preis“. Wäre Musikhören Arbeit, würde ich sofort damit aufhören.
Selbstverständlich ist es Arbeit und Mühe, die beim Hören gewonnenen Eindrücke zu verbalisieren und zu systematisieren, zu vergleichen und zu bewerten. Der Job des Kritikers oder Musikwissenschaftlers eben. Die Eindrücke selbst entstehen jedoch von ganz allein.
--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)