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NEUE BEATLES-CD
All you need is George
Sie haben schon alle Anthologien und Archiv-Aufnahmen? Dann fehlt Ihnen noch das erste offizielle Remix-Album: Morgen erscheint die wohl wirklich finale Beatles-Platte „Love“. Mit dem neu abgemischten Best-of nimmt auch Produzentenlegende George Martin seinen Abschied.
London – „Die Welt braucht gar nichts außer Liebe“, antwortet Sir George Martin auf die Frage, ob die Welt wirklich ein neues Beatles-Album braucht. „Aber als Option, die Beatles einmal aus einem völlig neuen Blickwinkel heraus betrachten zu können, halte ich das Album durchaus für hörenswert.“
Gemeinsam mit seinem Sohn Giles Martin hat der tatsächlich legendär zu nennende Produzent einen 80-minütigen Pop-Präzedenzfall, sozusagen das erste legale Beatles-Remix-Album geschaffen. Es ist gleichzeitig auch sein Abschied, das letzte Werk einer einzigartigen Produzentenkarriere, wie Martin, 80, im Interview mitteilt. Das Gespräch mit dem Produzenten, der neben Billy Preston oft als „fünfter Beatle“ bezeichnet wird, findet in der Penthouse-Suite der Londoner Abbey-Road-Studios statt. Unprätentiös plaudert der weißhaarige Mann mit der großen, feingliedrigen Statur über seine Ansichten zum Musikgeschäft und sein derzeitiges Lieblingsthema, das neue Beatles-Album „Love“.
Zusammen mit Giles hat er bekannte Songs der Beatles neu abgemischt, akribisch in einen 5.1-Sound übertragen, der dem Hörer das Gefühl vermittelt, im Studio dabei zu sein. Drei Jahre hat das gedauert. Spektakulär ist das Album schon alleine deshalb, weil der Beatles-Katalog mit all seinen Archivaufnahmen der bestgehütete der Popgeschichte ist. Als DJ Danger Mouse vor ein paar Jahren ohne Erlaubnis das „White Album“ der Beatles und das „Black Album“ des Rappers Jay-Z zum „Grey Album“ zusammenmischte, wurde er von einer heftigen juristischen Klagewelle überrollt.
Martin kann das nachvollziehen: „Ich verstehe den Wunsch der Beatles und ihrer Nachkommen, nicht in jedem x-beliebigen HipHop-Song als Versatzstück vorkommen zu wollen. Die Stärke der vier Jungs lag ja nicht zuletzt in ihrer Innovation und ihrem Drang, originäre Musik zu kreieren. Was heute mit der Sampling-Technik veranstaltet wird, ist nicht selten eine kreative Bankrotterklärung. Warum sollten die Beatles so etwas unterstützen? Sie haben es nicht nötig, sich einem jungen Publikum anzubiedern. Die Beatles sind doch längst im Pop-Pantheon angekommen.“
Seinen Anfang nahm das Projekt „Love“ bereits in den neunziger Jahren. Genau genommen begann es mit der Freundschaft zwischen Guy Laliberté, Gründer des kanadischen Cirque du Soleil, und dem 2001 verstorbenen Ex-Beatle George Harrison. Ein gemeinsames Multimediaprojekt wollten die beiden Brüder im Geiste auf die Beine stellen. Zwei Jahre nach Harrisons Tod bekamen Sir George und Giles Martin vom Beatles-Label Apple den Auftrag, Musik als Inspirationsquelle für eine Bühnenshow-Performance zu kreieren. „Ich sichtete daraufhin das komplette Beatles-Tonarchiv mit der Idee, ein imaginäres Beatles-Konzert mittels der rund 250 vorhandenen Songs zu konzipieren. Denn ein Live-Album ist das einzige Projekt, das ich mit den Beatles nicht realisieren konnte“, sagt Martin.
Als die Macher des Cirque du Soleil, inspiriert von Martins Rohentwürfen, mit dem Konzept einer Performance begannen und in Las Vegas eine spezielle Halle für 160 Millionen Dollar konstruiert wurde, entwickelte sich die Musik zu einer faszinierenden Collage. Aus über 100 Beatles-Songs filterten die Martins signifikante Extrakte heraus, verwoben sie miteinander und verliehen den Original-Aufnahmen eine Frische und Ausdruckskraft, die selbst Beatles-Puristen bewegen dürfte.
Besonders gut kommt die unwahrscheinliche Präzision der Beatles in der 5.1-Surround-Sound-Audio-DVD-Version zur Geltung, die ab morgen neben einer regulären Stereo-CD erhältlich sein wird. Zusätzlich eingespielt wurde fast nichts. „Alles, was man auf dem Album hört, wurde zu hundert Prozent von den Beatles selbst eingespielt. Mit der Ausnahme eines Streicherarrangements, das ich zur Unterstützung der Demo-Version von ‚While My Guitar Gently Weeps‘ schrieb“, erläutert Martin. Die Ermutigung für die außergewöhnliche Beatles-Platte habe er von Paul McCartney, Yoko Ono, Olivia Harrison und Ringo Starr persönlich bekommen, sagt der Produzent, der 1996 von Queen Elizabeth II. für seinen „außerordentlichen Beitrag zur englischen Popkultur“ zum „Knight Bachelor“ ernannt wurde. Seit dem dürfe er sich Sir George nennen, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
Am liebsten würde er weiterarbeiten, sagt er und wird angesichts seines bevorstehenden Abschieds von der Musik ein wenig wehmütig. „Ich werde im Januar 81 Jahre alt und mein Gehör hat leider so weit nachgelassen, dass mir das Arbeiten schwer fällt. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit großartigen Musikern verbringen durfte. Und auch für das Erleben des Zeitenwandels. Aber jetzt ist es an der Zeit für mich zu gehen.“
Dass er sich und den Beatles mit „Love“ zum Ende seiner Karriere noch einmal ein Denkmal gesetzt hat, lässt Martin nicht gelten. „Was Giles und ich mit ‚Love‘ zeigen wollen ist, dass die Beatles eine ganz herausragende Band waren, was wegen des musealen Wirbels, der um die Jungs gemacht wird, nicht selten vergessen wird. Wir wollten sie sozusagen aus dem Museum herausholen.“ Und was war für ihn rückblickend der Karrierehöhepunkt? „‚All You Need Is Love‘. Die wichtigste Botschaft, an der ich je beteiligt war.“
Michael Loesl, AP
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,448506,00.html
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.