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Man konnte damals sicherlich (noch) nicht wissen, welchen Einfluss Joy Division auf das spätere (Pop-)Musikgeschehen ausüben würden – ahnen konnte man dies jedoch sehr gut, wenn man das gesamte Potential der Band erkannte. Und dazu musste man kein begnadeter Visionär sein…
Wenn man sich natürlich heute diese Jahre aus einer gewissen (zeitlichen) Distanz heraus betrachtet, so hat man sicherlich leichtes Reden, wenn man die Punk/Postpunk-Zeit analysiert. Allzu übermächtig erscheint doch aus heutiger Sicht folglich die scheinbar (fast) grenzenlose Kreativität der Postpunk-Künstler, wenn man diese mit dem doch puristisch-engsteckten Rahmen des schieren Punk vergleicht. Es liegt mir fern, Punk per se kleinzureden, jedoch war dessen eigentliche kreative Phase nur von kurzer Dauer. Dies war absehbar, und gerade durch die künstlerische und musikalische Selbstbeschränkung ganz offen erkennbar für jedermann. Und als die DK wirklich erst „durchstarteten“, war Punk für manche Zeitgenossen bereits gegessen. Natürlich verdanken wir nicht zuletzt DK die „Weiterentwicklung“ des Punk in Richtung Hardcore (der aus damaliger Sicht eigentlich einzige Ausweg für einen „aufrechten“ Punk, der „seine Ideale“ nicht „verraten“ wollte: härterlauterschneller…). Während sich massenhaft Künstler, die sich vom Punk beeinflusst sahen, spätestens Anfang der Achtziger Jahre abwandten und (auch) zum Pop bekannten (J.D. bezeichneten sich in einem Interview eindeutig als „Pop-Band“), so blieben DK im Grunde „standhaft“ bei ihren „Leisten“.
Lange Rede, kurzer Sinn: hätten DK einen solchen „überproduzierenden“ Produzenten wie M. Hannett überhaupt akzeptiert? Hätte dieser wiederum nicht Perlen vor die Säue geschmissen? Klar, alle Überlegungen rein spekulativ. Aber aus heutiger Sicht möchte ich ganz klar behaupten – Wohl und Wehe abwägend – daß eine derartige Zusammenarbeit beiden Parteien nur geschadet hätte.
Übrigens: ich gönne jeder Band/jedem Künstler den bestmöglichen Produzenten – nur muß er auch zu deren Arbeit passen…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad