Re: Made in Japan

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misterix

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Whole Lotta PeteNun, ein bißchen mehr als Liebhaberei muss doch dahinterstecken, wenn sich da eine völlig eigene Untersparte des Musikgeschäfts in einem speziellen Land bildet. Schließlich müssen die Künstler bzw. die Firmen ja auch extra Tracks rausrücken bzw. erstellen, teilweise andere Cover anfertigen lassen etc. Würde sich z.B. eine „normale“ Version mit simpler OBI-Banderole in Japan nicht verkaufen?

Natürlich tut sie das. Es wird ja logischerweise nicht jede VÖ in der Covergestaltung, bzw. dem Tracklisting „japanisiert“. Ein Beispiel: Ich besitze z.B. von Echo & The Bunnymen die „Crocodiles“-CD als JP-Import. Bis auf den OBI-Papierstreifen und eine extra beigelegte Textbeilage ist das Ding weitgehend identisch mit dem europäischen Pendant. Und so sehen auch noch weitere Japan-LP’s und -CD’s aus, die ich in der Sammlung stehen habe.
Natürlich sollte man bedenken, daß der Initiator dieses Threads schon absolut richtig darauf hingewiesen hat, daß Japan einen der grössten Märkte für Tonträger darstellt. Von daher gibt sich natürlich die Musikindustrie auch große Mühe, diesen Riesenmarkt zu befriedigen. Natürlich kommt noch der Aspekt dazu, daß Japaner einen hohen Anspruch an Qualität stellen – und auch sehr gerne konsumieren…
Aber daß Japan ein ganz besonderer Ausnahmemarkt ist, kann man nicht unbedingt an JP-Pressungen, „Japan-only“-VÖ’s oder den OBI-Papierchen festmachen. Pressungen für spezielle Märkte in eigens dafür auserkorenen Ländern gab’s schon immer. Ich könnte einige Singles und Maxis aufzählen, die mit differentem Cover und sogar mit exklusiven (oder anderen) Songs extra für den deutschen Markt konzipiert wurden. Ich möchte hier auch an die Edition der Bowie-LP „Heroes“ erinnern, die als deutsche Edition natürlich als einzige die teilweise in deutsch eingesungene Version von „Heroes“ beinhaltete. Klar, ein gängiges und prominentes Beispiel. Aber diverse VÖ-Praktiken treiben auch seltsame Blüten: So durfte das „Sex & Drugs & Jesus Christ“ LP-Cover der Band Christian Death ausgerechnet nur in Deutschland damals zunächst nur in zensierter Version in den Verkauf gelangen, da ein fixender Jesus der zuständigen Bundesprüfstelle seinerzeit ein Dorn im Auge war… Mittlerweile dürfte ein z.B. in den USA ansässiger Sammler für diese entschärfte deutsche Version ein wenig mehr zahlen wollen, als für die reguläre VÖ. Und so erklärt sich teilweise (wohlgemerkt: nur teilweise) die Vorliebe diverser Sammler für Japan-VÖ’s: Japan = Exotenbonus. Und was macht ein Hardcore-Sammler, der alles seiner Lieblingsband besitzen möchte? Klar, er fängt an, alle möglichen Editionen sich zuzulegen. Und in Japan wird man dann logischerweise recht fündig. Ein anderer Aspekt, der klar für Japan-Pressungen steht ist der, daß die Tonträger absolut hochwertig hergestellt sind und wirklich klasse klingen.

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Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen.[/FONT]