Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Temples – Sun Structures (LP/CD, Heavenly)

Besetzung:

James Bagshaw – vocals, guitars
Thomas Warmsley – bass, vocals
Sam Toms – drums
Adam Smith – keyboards

Trackliste:

Shelter Song
Sun Structures
The Golden Throne
Keep In The Dark
Mesmerise
Move With The Season

Colours To Life
A Question Isn’t Answered
The Guesser
Test Of Time
Sand Dance
Fragment’s Light

Dieses Mal keine Überraschung und auch kein Geheimtipp. Die Debüt LP der Temples ist ja nicht nur bei mir auf Dauerrotation. Und die Jungs machen wohl auch alles richtig. Angefangen haben sie zu zweit vor rund zwei Jahren als Heimstudio Projekt von Sänger und Gitarrist James Bagshaw und Bassist Thomas Warmsley. Die beiden waren zuvor kurze Zeit in der Neo-Mod Band The Moons aktiv. Ende 2012 erschien eine erste Single „Shelter Song“ in sehr kleiner Auflage. Die wurde noch im Multitrack Verfahren nur von den beiden aufgenommen. Für ein Exemplar in mint zahlt man derzeit schon dreistellig. Der „Shelter Song“ ist ein sehr typischer Psych Pop oder Paisley Pop Song mit unwiderstehlicher Hookline und sehr passender Instrumentierung und Produktion, die den legendären Summer Of Love evoziert. 2013 erscheinen zwei weitere Singles in kleiner Auflage. Zunächst „Colours To Life“, für eine Pop Single mit über fünf Minuten vielleicht ein wenig zu lang, aber doch ebenfalls sehr einnehmend, ja geradezu betörend mit einer aufsteigenden und mitreißenden Melodie. Übrigens haben sich die beiden Bandgründer da schon Verstärkung geholt mit Drummer Sam Toms und Keyboard Spieler Adam Smith, die beide ebenfalls aus der Kleinstadt Kettering (rund 130 km nördlich von London) stammen. Nun ist die Band auch in der Lage live aufzutreten, und der Drumsound, der Mastermind Bagshaw sehr wichtig ist, kann auf ganz natürlichem Weg erzeugt werden. Die dritte Single „Keep In The Dark“ ist dann der ultimative Ohrwurm. Eher schlicht und fast folky arrangiert, warum es dafür nicht viel mehr Airplay gibt, bleibt völlig unverständlich. Die drei Single A-Seiten sind auf dem Album, die B-Seiten nicht, wie sich das gehört. Aber sie lohnen sich, so viel sei hier gesagt. Das Album enthält noch weitere neun Tracks, die alle wunderbar zum gerade mal wieder ausgerufenen Psychedelic Revival passen. Natürlich hat man das eine oder andere Deja Vu beim Anhören der Platte. Natürlich erinnert vieles an die späten Sixties, aber eben auch an die frühen Eighties oder die mittleren Nineties. Die Temples haben ihre Vorbilder offenbar sehr genau studiert. Und sie sind aber auch in der Lage, ihre Erkenntnisse so umzusetzen, dass dabei etwas Neues und Eigenes entsteht. Bagshaw hat ein erstaunliches Gespür für eingängige Melodien. Zugleich schaffen er und seine Mitmusiker äußerst gelungene und dazu passende Verpackungen in Form von geschmackvollen und abwechslungsreichen Arrangements. Wäre diese Platte 1967 erschienen, sie wäre heute legendär, heißt es in einem Review. Ein Denkfehler. Diese Platte hätte 1967 gar nicht erscheinen können. Sie ist die Summe der Erfahrungen von 1967 und aller Revivals seither. Insofern klingt sie zwar alt, ist aber zugleich vollkommen neu, denn sie ignoriert weder aktuelle Erfahrungen noch aktuelle Technik, die von den Musikern sehr geschickt und absolut sachdienlich eingesetzt wird. Das einzige was man der Band oder der Platte vorwerfen könnte, das alles ist eine Idee zu perfekt, zu kalkuliert. Es macht dennoch Freude, die Platte immer wieder anzuhören, sich an ihr zu erfreuen, an ihrer Perfektion. Ich hab’ die Jungs noch nicht auf der Bühne erlebt. Spielen können sie, wie man hört. Ob sie aber diese Unbedingtheit, dieses Manische rüberbringen, das z.B. Pete Doherty trotz seiner chaotischen Unberechenbarkeit immer ausstrahlt, das will ich dann erstmal sehen und hören. ****

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