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Mit etwas Verspätung wegen meines Urlaubs hier nun das Album des Monats Juni.
Ruotomieli – Kovempi kuin muut (CD, Mielilevyt)
Besetzung:
J. Aslak Räsänen – vocals, guitar
Kuutamo – guitars
Masa Kenttälä – bass
Tontsa Ohtonen – drums
Trackliste:
Kovempi kuin muut
Kadulla (askeleet on mun valuuttaa)
Juna
Ei pakopaikkaa
Siivellä taivaaseen
Tulitikkutyttö
Timantteja mudassa
Opetellaan konttaamaan
Kauniit äpärät
Mäihä
Kanjoni
Ruuti ja höyhen
Ich war in Finnland im Sommerurlaub. Was liegt da näher, als eine Platte des Monats von dort mitzubringen?! Die Band Ruotomieli wurde 1999 in Oulu gegründet. Das hier ist hier fünftes Album, wie schon die beiden ersten auf eigenem Label veröffentlicht. Der Name Ruotomieli lässt sich eigentlich nicht übersetzen. Ruoto heißt Gräte und Mieli bedeutet Stimmung, Laune. Zusammen ergibt das nicht wirklich einen Sinn. Ich kenne nicht alle Platten der Band, habe aber doch den Eindruck, das hier ist ihre bis jetzt beste, solideste Veröffentlichung. Die Stücke sind nicht mehr so verschroben und psychedelisch wie auf den früheren Scheiben, die ich kenne. Klare Songstrukturen, solider rhythmischer Unterbau, zum Teil richtige eingängige Melodien, druckvoll und mit einer gewissen Rauheit, ja Rotzigkeit vorgetragen. Hier und da durch knappe Gitarrensoli ergänzt. Ab und zu erklingt ein Keyboard dezent als Unterstützung. Neben den kräftigen elektrischen Gitarren kommt auch immer mal wieder eine schrammelnde akustische zum Einsatz. Die musikalischen Wurzeln der Band liegen in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Pub Rock, Blues Rock, hin und wieder auch Folk Rock oder Hard Rock. Der Titel des Albums und des Titelsongs „Kovempi kuin muut“ (Härter als die anderen) ist wohl eher ironisch zu verstehen. Auf die Musik bezieht er sich übrigens sicher nicht, denn härtere Bands gibt es in Finnland wahrlich genug, obwohl Ruotomieli bestimmt keine Lumukarhuja (Pflaumenbären) sind. Irgendwie erinnert mich diese Musik und vor allem der Sänger immer wieder an Pelle Miljoona, der in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern ein sehr erfolgreicher Punk und dann New Wave Musiker in Finnland war und heute mit Dreadlocks auf dem Kopf und eher drolligem finnischen Reggae immer noch durchs Land tourt. Und da die Mehrzahl meiner Leserinnen und Leser Pelle Miljoona eh nicht kennt, können sie auch nicht auf falsche Fährten gelockt werden. Denn musikalisch ist diese Platte hier doch ziemlich verschieden von dessen Output. Im Grunde ist das hier eine ganz typische finnische Rock Scheibe, die so wohl nur dort entstehen kann. Würden die Jungs Englisch singen, wären Vergleiche mit den Flamin’ Groovies oder Thin Lizzy gar nicht so verkehrt. Manchmal sind die Tracks ein bisschen zu lang für Pub Rock. Und gelegentlich tropft noch ein wenig Acid aus den Boxen. Alles in allem ist es eine hörenswerte Rock’n’Roll Scheibe, die gegen Ende sogar den guten alten Neil mit Crazy Horse evoziert. Bleibt für den Nicht-Finnen eigentlich nur der etwas ungewohnt klingende Gesang, der den Zugang zur Platte erschweren könnte. Ich hab’ damit kein Problem. ****
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