Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Toy – Toy (2LP/CD, Heavenly Records)

Besetzung:

Tom Dougall – vocals, guitar
Dominic O’Dair – guitar
Maxim Barron – bass
Charlie Salvidge – drums
Alejandra Diez – keyboards

Trackliste:

Colours Running Out
The Reasons Why
Dead & Gone
Lose My Way
Drifting Deeper
Motoring
My Heart Skips A Beat
Strange
Make It Mine
Omni
Walk Up To Me
Kopter

Es hat bei mir ein bisschen gedauert. Dieses Album ist bereits im September erschienen. Und als ich es da zum ersten Mal hörte, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Vielleicht hab ich auch nicht richtig zugehört. Aber nun bin ich noch mal alle relativ aktuellen Alben durchgegangen bei der Suche nach einem Album des Monats Dezember, und siehe da, diese Platte überzeugt mich nun doch. So viel gibt es da zu entdecken. Die britische Presse hat ja immer schnell ein paar schicke Stichworte parat. Im Falle dieses Debüts sind es die Begriffe „Krautrock“, „Psychedelia“, „Shoegaze“ „Hypnotic Rock“. Und wie üblich treffen diese Assoziationen ja auch irgendwie zu. Andererseits erklären oder beschreiben sie in Wirklichkeit nichts. Mit The Horrors waren Toy im UK auf Tour. Ja, das passt. Und live sollen die Jungs eh schwer zur Sache gehen. Moabit Peter war begeistert! Ich hab den Gig in Berlin ja leider verpasst. Aber ich kann mir das schon vorstellen. Hypnotische monotone Drum Patterns und Bass Riffs. Dröhnende Gitarrenwände und vertrackte Licks. Wie bei Sonic Youth oder My Bloody Valentine. Tja, man sollte neue Platten eben nicht einfach so nebenbei hören. Da kann es dann passieren, dass man was überhört oder besser gesagt nicht richtig hört. Auf der Platte wird mit allerlei Effekten und Soundspielereien gearbeitet. Gleich der Opener „Colours Running Out“ wartet mit so viel Echos und Phasing auf, da sind Hawkwind fast schon Waisenknaben dagegen. Aber schon beim nächsten Track wird deutlich, das hier ist eine englische Band, die auch mit Britpop aufgewachsen ist. Und so geht es weiter. Klar, man hat immer mal wieder das Gefühl, dieses oder jenes Riff, diese melodische Wendung schon mal gehört zu haben. Aber eben nicht in so einer Konstellation wie hier. Die Mischung macht’s. Wie hier Ideen und Zitate neu verwoben werden, das ist spannend und zwingt zum Hinhören. Und da sind dann auch auf einmal wunderbare Melodien. Zum Mitsummen, zum Ein- und Abtauchen. The Jesus And Mary Chain, anyone? Retro? Zu dieser dämlichen Diskussion wollte ich eigentlich ja nichts beitragen. Doch ist diese Platte – wie viele andere aktuelle Platten auch – eine gutes Beispiel dafür, dass diese Diskussion imgrunde obsolet ist. Hier spielen junge Musiker aktuelle Pop Musik, die sich stark an alter Pop Musik orientiert. Dabei entsteht zwangsläufig etwas Neues, so eben noch nicht Gehörtes. Diese Platte erschien im Jahr 2012. Sie ist gedacht für Hörerinnen und Hörer hier und jetzt. Wie man hört sind unter diesen Hörerinnen und Hörern ziemlich viele relativ junge Menschen, sogar jüngere als die Musiker selbst. Und diese Platte gefällt auch mir jetzt in diesem Moment. So gut gefällt sie mir, dass sie mein Album des Monats ist. Ob sie mir in drei Monaten, in drei Jahren noch gefällt, das werde ich dann beantworten, wenn es soweit ist. Einstweilen lege ich sie nun schon zum vierten Mal auf und höre immer noch ganz begeistert zu, freue mich an der Vielschichtigkeit und dem Abwechslungsreichtum der Musik im Rahmen der eingangs genannten Koordinaten natürlich.****

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