Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Jake Bugg – Jake Bugg (LP/CD, Mercury Records)

Besetzung:

Jake Bugg – vocals, guitars
Tom Robertson – bass
Jack Atherton – drums
und weitere Gastmusiker

Trackliste:

Lightning Bolt
Two Fingers
Taste It
Seen It All
Simple As This
Country Song
Broken
Trouble Town
Ballad Of Mr. Jones
Slide
Someone Told Me
Note To Self
Someplace
Fire

Am 29. November 2012 gab es im Crystal Club in Berlin ein Showcase mit Jake Bugg. Ich war dort. Der Junge ist ohne jeden Zweifel die Überraschung des Jahres. Nicht weil er gute Musik macht, Musik, die vertraut und doch frisch klingt. Jake Bugg ist 18. Er stammt aus Nottingham und macht seit sechs Jahren Musik. Er hört laut eigener Aussage fast ausschließlich Platten, die erschienen lange bevor er geboren wurde. Platten von Bob Dylan, Donovan, Lonnie Donegan, vielleicht auch Woody Guthrie oder Fairport Convention. Zur Einstimmung auf seinen Auftritt im Crystal erklingt eine uralte Originalaufnahme von Robert Johnsons „Cross Road Blues“. Der Junge kommt auf die Bühne, schnappt sich seine akustische Gitarre, begrüßt kurz das Publikum und legt los. Ganz allein mit seiner Gitarre und einer kräftigen, ausdrucksvollen Stimme. „Kentucky“, „Love Me The Way You Do“. Es ist mucksmäuschenstill im Raum. Nach den Songs brandet Beifall auf. Beim dritten Stück „Trouble Town“ kommen ein Bassist und ein Drummer dazu, kaum älter als Jake. Die Mädels in der ersten Reihe wippen mit und strahlen vor Begeisterung. Im Verlauf des Gigs erweisen sie sich als durchaus textsicher beim Mitsingen fast des gesamten Repertoires. Die Platte ist also gerade ein paar Wochen raus in England (hier kommt sie offiziell erst im Januar), da gibt es in Berlin bereits hingebungsvolle Fans. Jake wirkt dabei auf eine ganz natürliche Art cool. Er sagt eigentlich nicht viel, lächelt ab und zu, kündigt die Songs an und präsentiert seine Musik mit einem gelassenen Selbstbewusstsein, als täte er das seit Jahren. Und eigentlich tut er das ja auch. Er spielt schon eine ganze Weile live in kleinen Clubs in England. Der Auftritt dauert mit Zugabe rund 50 Minuten. Der größte Teil des Albums sowie zwei nicht-Album-Titel werden gespielt. Der Beifall im Crystal ist herzlich, nicht unbedingt euphorisch. Aber zurück zum Album. 14 Tracks sind darauf zu hören. Das Songwriting ist sehr traditionell. In Iain Archer (der früher u.a. co-Autor bei Snow Patrol war) hat Jake Bugg einen Produzenten und Co-Writer an seiner Seite, der die Stärken des Jungen herauskitzelt und ihn nicht überfährt. Zumindest ist das mein Eindruck. Die Songs sind überwiegend sehr eingängig und überzeugend. Ein bisschen Folk Rock, ein bisschen Britpop und ganz viel klassisches Singer / Songwritertum erstrahlt auf dieser Debüt Platte. Der Sound eher spartanisch, songdienlich. Neben Stücken, die nur mit der akustischen Gitarre und ein wenig Percussion begleitet werden, gibt es auch mal ein paar Streicher oder sehr zurückhaltende Keyboards. Die elektrifizierten Tracks werden in klassischer Trio Formation gespielt, wobei Jake auch mal ein fetziges Gitarrensolo bringt und einmal der Bass die Führung übernimmt. Und die klassische Mundharmonika des Blues und Rhythm & Blues darf natürlich auch nicht fehlen. Am überzeugendsten ist jedoch immer wieder Jakes warme, kräftige Stimme. Etliche der Nummern klingen schon jetzt so, als gehörten sie zum ewigen Kanon britischer Pop Musik. Und ich hoffe nur, dass sie sich nicht abnutzen werden. Jake Bugg legt mit dieser Scheibe ein Debüt vor, das er kaum noch wird toppen können. ****1/2

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