Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Beady Eye – Different Gear, Still Speeding (DoLP, Beady Eye Records, www.beadyeyemusic.com)

Besetzung:

Liam Gallagher – vocals
Andy Bell – guitars
Gem Archer – guitars
Chris Sharrock – drums
Jeff Wootton – bass

Trackliste:

Side A
Four Letter Word
Millionaire
The Roller
Side B
Beatles And Stones
Wind Up Dream
Bring The Light
For Anyone
Side C
Kill For A Dream
Standing On The Edge Of The Noise
Wigwam
Side D
Three Ring Circus
The Beat Goes On
The Morning Son

Eigentlich wollte ich ja das neue Album der High Dials aus Kanada zum Album des Monats küren. Auch Moonsorrow aus Finnland waren in der engeren Wahl. Doch dann landete diese Doppel-LP auf meinem Plattenteller und ist da gar nicht mehr weg zu bekommen. Ich bin angenehm überrascht von der Frische, Spielfreude und der Energie, die Oasis ohne Noel hier präsentieren. Und eine Oasis Platte ist das hier nun mal. Wer Anderes behauptet, leidet unter Wahrnehmungsstörungen. Die Jungs sind offenbar völlig befreit und hemmungslos an diese Produktion gegangen. Das Songwriting ist gut! Zwar wird die Klasse der frühen Oasis Platten nicht erreicht, aber selbst die letzte LP mit Noel, die ja ansatzweise an frühere Größe anzuknüpfen vermochte, wirkt auf mich nicht so geschlossen und durchgängig hörenswert wie dieses Werk der Restcombo. Natürlich ist das eine Platte, die alle Inspiration aus den Sixties bezieht. Das war aber bei Oasis im Prinzip schon immer so. Vielleicht war es nicht immer so offensichtlich wie hier. Mich stört es jedenfalls keineswegs, dass man Bezüge zu The Who, The Beatles, The Rolling Stones und was weiß ich wem noch hören kann. Und ich glaube auch nicht, dass ich mir die Platte so schnell überhöre, weil es nichts mehr zu entdecken gibt, weil alles so deutlich auf dem Präsentierteller dargeboten wird. Die Melodien sind eingängig, es gibt Hooks Galore! Instrumentierung, Produktion, alles prima und auf den Punkt. Dass es nicht der ganz große Wurf ist, der die Höchstwertung rechtfertigt, liegt zum einen an den zum Teil wirklich banalen bis größenwahnsinnigen Texten. Aber mal ehrlich, textet der große Bruder so viel intelligenter? Etwas galanter und verklausulierter vielleicht. Und überhaupt, seit wann sind für mich Texte entscheidend, wenn ich sie ganz gut ausblenden kann? Was jedoch wirklich schade ist, es fehlt der Platte eine gewisse Raffinesse, irgendetwas Unerwartetes oder Geheimnisvolles. Positiv überrascht war ich ja vor allem deshalb, weil im Vorfeld so viel Häme über das Projekt ausgebreitet wurde. Die ist nun wirklich absolut unberechtigt und zeugt nur von Neid, Unverständnis oder Vorurteil. Wer mit Sixties orientiertem Rock, mit zumeist hohem Mitsing- und Mitwippcharakter, wer mit Liams Stimme so gar nichts anfangen kann, die oder der sollte einfach eine andere Platte hören. Es gibt genug Neuerscheinungen, die einem intensives Hören und Anstrengung abfordern, die im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet werden wollen. Wer so eine Herausforderung braucht, ist hier falsch. Hier geht es nur um den sofortigen, schnellen Hörgenuss bei gleichzeitigem Wohlgefühl und jeder Menge Aha Erlebnis. Sogar „Wigwam“ gefällt mir gut. Eben weil es ein bisschen anders ist als der Rest. Zeit zum Verschnaufen sozusagen. Und es sind ja vier LP Seiten mit jeweils drei oder auch mal vier Tracks. Die muss man ja nicht in einem Rutsch hören. Zwischendurch legt man halt mal Adele, oder PJ Harvey oder The Decemberists auf, oder die neue 12“ EP „Kusama“ von The Duke Spirit. – Alles klar? Beady Eye ****

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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!