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Coming Soon – Ghost Train Tragedy (CD, Kitchen Music / Bone Voyage, www.myspace.com/starsoon)
Besetzung:
Alex Banjo – vocals, guitars, banjo
Howard Hughes – vocals, guitars, keyboards
Mary Salomé – marimba, clarinet, trumpet, vocals
Ben Lupus – bass, vocals
Leo Bear Creek – drums, vocals
Billy Jet Pilot – guitars, vocals
Trackliste:
01. Walking
02. Back Seat
03. Manners & Education
04. Don’t Sell Me To the French
05. Steel Wire
06. Love In The Afternoon
07. Weather Changes
08. School Trip Bus Crash
09. Pillow Talk
10. Moonchild
11. Minor Keys
12. Lower Lip
13. WU
14. Wild Catch
15. Sweetheart
Ist es eigentlich clever, sich Coming Soon zu nennen? Ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls verwirrt man Internet Suchmaschinen mit so einem Bandnamen ganz leicht. Aber laut Info der Plattenfirma ist der Name Ergebnis eines Missverständnisses zwischen der Band und einem lokalen Promoter, der die Gruppe ganz an ihrem Anfang betreute, als sie noch namenlos musizierte. Auf seine Frage nach dem Bandnamen antworte man ihm in einem Fax hinhaltend: „coming soon“. Und dabei blieb es dann angeblich. In der französischen Heimat der Band ist das Album übrigens schon im vergangenen Jahr erschienen. Und hier bei uns sollte die Platte eigentlich im August in die Läden kommen, aber nun wurde der VÖ auf Ende September verschoben. Egal, was spielt das schon groß für eine Rolle heutzutage? Coming Soon zählen sich selbst wohl am ehesten zu einer Strangefolk oder Antifolk Szene, sind mit The Moldy Peaches ebenso befreundet wie mit The Wave Pictures. Mit The Wave Pictures haben Coming Soon übrigens gerade erst eine Split 7“EP rausgebracht, auf der sie sich gegenseitig covern. Nach der EP Love In The Afternoon (2009) ist Ghost Train Tragedy die zweite Veröffentlichung der Band, die zum Teil noch sehr jung ist. Der Drummer Leo Bear Creek wurde gerade erst 17 und Alex Banjo ist 19 Jahre alt. Wie eine Bande von Teenagern klingen sie jedoch ganz sicher nicht. Allenfalls eine gewisse Unbekümmertheit, die mangelnde Scheu vor Denkmälern der Popgeschichte, aber auch eine mitunter seltsam anmutende Altklugheit in den Texten ist zu konstatieren. Musikalisch lässt sich die Band überhaupt nicht recht einordnen. Folk, ja. Von mir aus auch Antifolk. Was ist das denn überhaupt? Ich höre da ebenso Blues, Punk, Sixties Beat, Einflüsse von Velvet Underground über Violent Femmes bis Vietnam Veterans. Wobei ich bezweifle, dass diese sechs jungen Franzosen jene Bands überhaupt kennen oder schon mal bewusst gehört haben. Auf jeden Fall können sie bisweilen richtig schöne Melodien, mitreißende Songs schreiben und spielen. Die Instrumentierung und das Arrangement orientieren sich dabei an klassischer Folk oder gar Country Music ebenso wie an Underground Rock aller Zeiten seit den frühen 1970ern. Neben der oft unorthodoxen Spielweise sind es aber wie gesagt vor allem die Songs, die überzeugen. Wenn ich das richtig sehe, schreiben und singen alle sechs Bandmitglieder vom Drummer bis zur einzigen Frau in der Band, Mary Salomé, die neben Marimba auch Klarinette und Trompete spielt. Die Platte ist erfreulich abwechslungsreich und birgt so manche Überraschung auch für den abgeklärten Hörer. Wer bei Moonchild an die erste King Crimson LP denkt, wird enttäuscht – oder erfreut – sein, eine fröhliche, stampfende Diskonummer zu vernehmen. Wobei sich Disko hier nur auf den zur Rezeption am besten geeigneten Ort bezieht, nicht so sehr auf den Musikstil. Aber dass unsere französischen Freunde auch anheimelnd und verträumt zu musizieren verstehen, beweisen sie nicht zuletzt mit Sweetheart, dem Albumcloser. ****
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!