Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Moderator / Juontaja

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The Soundtrack Of Our Lives – Communion (DoLP, Haldern Pop, www.myspace.com/officialtsool)

Besetzung:

Ebbot Lundberg – vocals, mellotron
Ian Person – guitar
Mattias Bärjed – guitar
Fredrik Sandsten – drums
Kalle Gustafsson Jerneholm – bass
Martin Hederos – keyboards

Trackliste:

01. Babel On
02. Universal Stalker
03. The Ego Delusion
04. Pineal Gland Hotel
05. RA 88
06. Second Life Replay
07. Thrill Me
08. Fly
09. Pictures Of Youth
10. Mensa’s Marauders
11. Just A Brother
12. Distorted Child
13. Everything Beautiful Must Die
14. The Fan Who Wasn’t There
15. Flipside
16. Lost Prophets In Vain
17. Songs Of The Ocean
18. Digitarian Riverbank
19. Reconnecting The Dots
20. Without Warning
21. Utopia
22. Saturation Wanderers
23. Lifeline
24. The Passover

Es ist ja kein Geheimnis, dass diese Band seit Jahren zu meinen Favoriten gehört. Sowohl auf der Bühne als auch im Studio haben mich die sechs Schweden immer wieder begeistert. Und auch dieses neue fünfte reguläre Studioalbum der Band aus Göteborg macht da keine Ausnahme. In ihrer Heimat erschien Communion als Doppel-CD bereits Ende 2008. Nun ist es auch auf Vinyl erhältlich beim deutschen Label Haldern Pop, das wie es scheint mit dem gleichnamigen jährlichen Festival am Niederrhein eng verbunden ist. Ich habe bisher nirgends einen Hinweis auf die Absicht hinter der Covergestaltung gefunden. Während das Artwork früherer LPs der Band mehr oder weniger zum Inhalt und der Musik passte, ist man bei diesem Cover doch etwas ratlos. Aus einem Werbeprospekt für Lebensversicherungen oder Familienplanung scheinen die Fotos von freundlichen Menschen verschiedener Herkunft und jeden Alters entliehen. Könnte aber auch eine Broschüre der Zeugen Jehovas oder von Scientology sein. Ist das irgendein besonderer Humor, den ich nicht verstehe? Oder sind da geheime Botschaften enthalten? Wir werden das hier jetzt nicht klären. Und deshalb widmen wir uns der Musik. Die Jungs spielen hier im Prinzip die Musik, die sie immer schon gespielt haben. Sehr melodischen, fein ziselierten, leicht psychedelischen, Sixties und Seventies orientierten Rock. Mitunter sehr rifflastig und an die Stones der 1970er Jahre erinnernd. Dann wieder verspielt und akustisch verhalten mit kleinen melodischen Haken und Ösen, die an Pink Floyd kurz nach Syd Barretts Ausscheiden denken lassen. Manchmal wirkt das auch sehr verträumt, fast zart. Dann wieder hymnisch und kraftvoll. Die einzelnen Songs sind von gewohnt hoher Qualität. Die Texte oft ähnlich fantasievoll und mehrdeutig wie die Musik. Hin und wieder aber auch geradezu schlicht und bodenständig und universell in ihrer Aussage. All zu bedeutende oder tiefgründige Botschaften sollte man jedoch nicht erwarten. In aller Regel bilden Text und Musik eine schöne Einheit, die vor allem das Gefühlszentrum anspricht. Auch wenn vieles auf diesen beiden LPs so klingt, als hätte man es so oder ähnlich schon vor Jahren in anderen Zusammenhängen gehört, die Wirkung ist doch wieder eine höchst angenehme. In gewisser Weise ist diese Doppel-LP eine Art Quintessenz der vielen direkten und indirekten Vorbilder. Die Stones klingen sowieso an, aber auch The Who (Zeitraum Who’s Next), Pink Floyd (More), Led Zeppelin III, British Folk und natürlich auch so eine bestimmte Art, das alles zu verbinden und zu verarbeiten, die dann tatsächlich typisch TSOOL ist. Mit den Worten des deutschen Rolling Stone Kolumnisten Benjamin von Stuckrad-Barre (dessen Kompetenz ich sonst eigentlich wenig Vertrauen schenke) kann man auch schreiben: „Wer überhaupt keine Rockplatte besitzt, sollte diese kaufen, sie enthält zehn verschiedene.“ Die einzige Coverversion auf der Platte passt ganz hervorragend in das Gesamtbild. Nick Drakes „Fly“ klingt hier zwar bombastischer als das sehr sparsame Original, aber genauso großartig und hymnisch. Mit Communion haben die Neo-Hippies um den bärtigen, weite Gewänder oder Kutten tragenden voluminösen Sänger Ebbot Lundberg die Platte für einen langen heißen skandinavischen Sommer vorgelegt. Das wird wohl – u.a. – der Soundtrack meines Finnland Urlaubs werden dies Jahr. ****

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