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The Decemberists – The Hazards Of Love (2LP, Rough Trade, www.myspace.com/thedecemberists)
Besetzung:
Colin Meloy – vocals, guitar
Chris Funk – guitar, pedal steel guitar, keyboards
Jenny Conlee – keyboards, accordeon
Nate Query – bass
John Moen – drums
Plus diverse Gastmusiker
Trackliste:
01. Prelude
02. The Hazards Of Love
03. A Bower Scene
04. Won’t Want For Love (Margaret In The Taiga)
05. The Hazards Of Love 2
06. The Queen’s Approach
07. Isn’t It A Lovely Night?
08. The Wanting Comes In Waves / Repaid
09. An Interlude
10. The Rake’s Song
11. The Abduction Of Margaret
12. The Queen’s Rebuke / The Crossing
13. Annan Water
14. Margaret In Captivity
15. The Hazards Of Love 3
16. The Wanting Comes In Waves (reprise)
17. The Hazards Of Love 4
Ich muss gestehen, dass dieses MusikerInnen-Kollektiv aus Portland, Oregon, bislang ziemlich an mir vorbei musizierte. Zumindest habe ich bis auf den einen oder anderen Promo-Track nichts von der Band wahrgenommen, obwohl die ja nun auch schon seit bald einem Jahrzehnt existiert und seit 2001 Tonträger veröffentlicht. Infolgedessen kann ich zur musikalischen Entwicklung wenig sagen. Ich fand Vergleiche mit Wilco, die ich aufgrund der aktuellen Platte jedoch nicht nachvollziehen kann. In einigen Reviews ist von der Verschmelzung von Folk und Metal die Rede. Das, mit Verlaub, scheint ziemlich absurd, wenn man die Platte hört. Allenfalls kann ich eine Verbindung von Folk und Folkrock mit einigen an Progressive und Art Rock erinnernden Elementen konstatieren. Möglicherweise wird aber eine gewisse Dichte und Schwere im Gitarrensound hier und da schon als Metal Einfluss empfunden. Ein gewisser Manierismus ist der Band zu eigen. Und die männlichen Gesangsparts erinnern mitunter tatsächlich an eine Mischung aus Thom Yorke und Robert Plant. Die insgesamt 17 Tracks (einige nur sehr kurze Vignetten) sind erstaunlich abwechslungsreich und unterschiedlich in Kompositionsweise und Arrangement. Das ist schön. Tatsächlich war der Ausgangspunkt des Albums eine britische Folk EP von Anne Briggs aus dem Jahr 1966 mit dem Titel „Hazards Of Love“, die Colin Meloy (Mastermind der Decemberists) zufällig entdeckte und zu der er eine eigene ziemlich märchenhafte Geschichte erfand, um die er wiederum diesem Songzyklus wob. Vor allem im zweiten Teil des Albums wird dann doch eine sehr große Affinität zu britischem Progrock und Acid Rock deutlich. Da meint man hier und da Deep Purple aber eben auch Pink Floyd oder gar die Incredible String Band auszumachen. Von einem Konzeptalbum zu sprechen, wäre wohl etwas übertrieben, aber ein roter Faden zieht sich wie gesagt durch die Songs, auch wenn dabei nicht so recht klar wird, was uns der Künstler eigentlich sagen will. Es ist halt eine echt sagenhafte Geschichte, die da von einer gewissen Margaret erzählt. Natürlich wird auch immer wieder dasselbe musikalische Motiv aufgegriffen in „The Hazards Of Love“. Nicht umsonst gibt es vier Teile des gleichnamigen Songs. Der zweifellos vorhandene Bombast und mitunter ins Absurde abgleitende Manierismus der Band mag den einen oder die andere abstoßen. Mir gefällt das, weil die Band zum Glück nie zu sehr übertreibt und immer wieder rechtzeitig die Kurve kriegt mit einer Wendung zum schlichten und einfachen Folk. Ja selbst Pedal Steel Gitarre kommt zum Einsatz und knüpft an die amerikanischen Wurzeln der Musiker an. Die erste große angenehme Überraschung des Jahres ist dieses Album. In den USA erschien es auf Capitol und stieg bereits in die Top 10 der Charts ein, in Europa erscheint es bei Rough Trade und ist wohl immer noch fast ein Geheimtipp. ****
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