Re: Mikkos Album des Monats

#5346445  | PERMALINK

mikko
Moderator
Moderator / Juontaja

Registriert seit: 15.02.2004

Beiträge: 34,399

Underwater Sleeping Society – The Dead Vegas (CD, Nordic Notes, www.myspace.com/uwssoc)

Besetzung:

Okko Nieminen – vocals, guitar
Tomi Tiittanen – guitar
Jussi Hietala – bass, vocals
Olli Varis – keyboards
Sampo Fagerlund – drums
Matti Olavi – sax, clarinet, synth

Trackliste:

01. Saw You At My Funeral
02. Hurry Or Worry
03. Trapdoors
04. Body Blues
05. Painting The Dead
06. Counting Stars
07. Antique
08. Accidents
09. Golem
10. This Might Have Happenened…
11. The End Is Just A Dawn

Hab’ ich doch tatsächlich geglaubt, alles an Pop Musik aus Finnland zu kennen. – Natürlich ein Irrtum. Diese Band zum Beispiel ist bisher völlig an mir vorbei gegangen. Dabei ist das nun schon ihr drittes Album. Was sofort auffällt, die Musik klingt überhaupt nicht finnisch. Mit diesem Sound, diesem Songwriting, diesen Arrangements könnte die Gruppe ebenso aus Leeds, Manchester oder London kommen. Britische Pop Musik klingt so. Doves, Elbow sogar Radiohead fallen mir dazu ein. Vielleicht noch die Nits aus Holland. Aber eh es zu verwirrend wird, bleiben wir lieber bei dieser Platte und bei der Musik darauf. „I Saw You At My Funeral“ ist mitnichten eine traurige oder irgendwie prätentiöse Angelegenheit. Es ist ein fast fröhlicher, leicht surrealer Popsong mit Ohrwurm Qualität. Bei „Hurry Or Worry“ setzt sich diese Leichtigkeit fort. Man kann dazu tanzen, auf jeden Fall aber wippen und rumflippen. Eine gewisse Melancholie, oder besser Ungewissheit schwingt mit bei „Trapdoors“. Noch seltsamer ist „Body Blues“. Kein Blues natürlich. Eher so ein leicht verschrobenes Stückchen Befindlichkeitspop mit einem Schuss Psychedelia. Hat aber auch was Faszinierendes. Bei „Painting The Dead“ denke ich, das könnte doch auch Morrissey sein, der da singt. Der Song passt allerdings auch zu Andy Partridge und XTC. Und dann wird es doch fast progmäßig anspruchsvoll bei „Counting Stars“. Nur das rasante Tempo und die jubilierenden Dur Akkorde retten die Nummer. Auch bei „Antique“ muten uns die Jungs nichts weniger als die Frage nach dem Sinn des Lebens zu. Und sie beantworten sie sogleich auf durchaus charmante und vor allem sehr unterhaltsame Weise. All zu ernst wollen sie dabei bestimmt nicht genommen werden, wie das folgende „Accidents“ beweist, in dem locker flockig ein Missgeschick auf das nächste folgt. Danach wird der „Golem“ wie ein tragischer, bemitleidenswerter aber unvermeidbarer und letztlich guter Bekannter sehr einfühlsam und fast liebevoll besungen. „This Might Have Happened If We Made Your Home Ours“ ist der beste Radiohead Track, den Radiohead nicht zu verantworten haben. Natürlich eher getragen mit Streichern und einem gewissen verhaltenen Pomp, angemessen prätentiös in diesem Fall. Angenehm schlicht und eher wie ein Folksong kommt dann zum guten Schluss „The End Is Just A Dawn“. – Wie wahr. Bei aller vermeintlichen Tragik, die hier besungen wird, dies ist eine positive, eine fröhliche Platte. Die unglaublichen Geschichten werden mit einem Funken Ironie versehen. Neben der klassischen Rockinstrumentierung kommen diverse Keyboards aber auch Saxophon und Klarinette zum Einsatz. Produziert hat die Band selbst. Gemischt hat Kalle Gustafsson Jerneholm, der Bassist von The Soundtrack Of Our Lives. Auf der CD befindet sich übrigens oben eine Vinylschicht, auf der ein Bonustrack zu hören ist. Damit haben wir hier die erste Platte im Bi-Format. Der Vinyltrack „Palindrome“ erzählt eine wahre Geschichte, in der ein Haus niederbrennt. Die Soundqualität dieses Tracks lässt allerdings zu wünschen übrig. Und ein bisschen eiert die Platte auch, was bei ihrer geringen Größe zu weiteren soundtechnischen Beeinträchtigungen führt. Eher ein Gag also. Die Musiker sehen übrigens aus wie die Waldschrate von den Fleet Foxes. Finnische Hippies. Oder doch einfach nur Indie Kids? Schöne Platte auf alle Fälle. Werde mir die Vorgänger auch noch besorgen. ****

--

Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!