Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Moderator / Juontaja

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Glasvegas – Glasvegas (LP/CD, Columbia Records / Sony BMG, www.glasvegas.net)

Besetzung:

James Allan – vocals
Rab Allan – guitar
Paul Donoghue – bass
Caroline McKay – drums

Trackliste:

01. Flowers & Football Tops
02. Geraldine
03. It’s My Own Cheating Heart That Makes Me Cry
04. Lonesome Swan
05. Go Square Go
06. Polmont On My Mind
07. Daddy’s Gone
08. Stabbed
09. S.A.D. Light
10. Ice Cream Van

In gewisser Weise ist dieses Album des Monats ein Kompromiss. Im UK erschien es bereits im September, hier kommt die Scheibe aber erst Ende Januar offiziell raus. Da ich im Dezember keine Album Veröffentlichung finde, die mir wirklich gefällt, nehme ich also diese Platte. Und diese überwiegend hymnische, fast feierliche Musik passt doch auch wunderbar in die Vorweihnachtszeit. Aus Glasgow stammt die Band. Ihr Entdecker war mal wieder Alan McGee, der schon Oasis, Primal Scream und etliche andere auf Erfolgskurs brachte. Mit Begeisterung erinnere ich mich an das Konzert der drei Jungs und des Mädels im restlos ausverkauften Berliner Magnet Club Ende November. Und im Januar werden sie im Vorprogramm von Oasis schon wieder in Berlin spielen. Die Musik von Glasvegas ist vereinfacht gesagt ein Paarung des Phil Spector Wall Of Sound mit dem etwas raueren Wall Of Sound von The Jesus & Mary Chain. James Allan ist ein Romantiker, der aus Sozialfällen und kaputten Milieus trotzdem noch hoffnungsvolle oder wenigstens Trost spendende Songs destilliert, die seine Band dann immer hart an der Grenze zum Kitsch in wunderbare Pophymnen transformiert. Was ich ein bisschen schade finde, ist die Tatsache, dass die Band alle bisherigen Singles für das Album noch mal neu aufgenommen hat. So klingt die LP allerdings eher wie aus einem Guss. Die Theatralik der Songs ist vermutlich nicht jedermanns Sache. Ich habe jedoch einerseits ein Faible für diesen liebenswürdigen schottischen Akzent und andererseits nehme ich es James Allan einfach ab, dass er meint was er singt. Auf eine schlichte Art ehrlich klingt das alles, trotz des Bombasts und der in anderen Zusammenhängen womöglich peinlichen Zitate aus „You Are My Sunsine“ oder der Mondschein Sonate. Das mag jetzt pathetisch klingen, aber die Musik von Glasvegas ist geprägt von einer authentischen Würde, wenn man so will. Brian Wilson nannte das mal „teenage symphonies to God“, meinte allerdings damit seine eigenen Songs für die Beach Boys und das nie erschiene Album „Smile“. Auch wenn man da keinen direkten Vergleich ziehen kann und sollte, es ist die gleiche Idee, ein ähnlicher Anspruch, der dahinter steht. Das holzschnittartige Cover der Platte erinnert mich an ein Bild Vincent van Goghs „Die Sternennacht“. Keine Ahnung, ob das Zufall oder Absicht ist. Jedenfalls vermittelt auch dieses Bild eine bestimmte Haltung und Stimmung, die sehr gut zur Musik passt. Ich bin gespannt, ob Glasvegas einen so hohen Standard halten können. Das Debüt gehört jedenfalls zu den besten Platten des Jahres. ****1/2

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