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Joensuu 1685 – Joensuu 1685 (CD, Bone Voyage Records, www.myspace.com/joensuu1685)
Besetzung:
Mikko Joensuu – vocals, guitar, organ
Markus Joensuu – drums
Risto Joensuu – bass
Trackliste:
01. (You Shine) Brighter Than Light
02. Nothingness
03. Kill / Shot / Love
04. Crystal Light
05. Electric Ocean Sailor
06. Sick City
07. Gamma-Minus Machine Minder
08. Baby, Baby, Baby
09. Perfect Grace
Schon wieder ein Album des Monats aus Finnland, werden jetzt einige denken. Aber aus Finnland kommt nun mal überdurchschnittlich viel gute hörenswerte Musik, antworte ich. Und über die meisten anderen guten aktuellen Alben wird anderswo eh ausreichend informiert. Joensuu 1685 ist ein Trio aus Helsinki. Der Bandname geht nicht etwa auf die ostfinnische Kleinstadt Joensuu zurück, nein, die drei Musiker heißen schlicht mit Nachnamen alle drei Joensuu (Flussmündung). Ein in Finnland recht häufiger Name. Womit das „1685“ allerdings noch nicht geklärt ist. – Egal. – Gegründet wurde die Band 2007 von den Brüdern Mikko und Markus sowie dem dritten aber nicht verwandten Joensuu im Bunde mit Vornamen Risto. Die Jungs sind erst Anfang Zwanzig. Erstaunlich! Ihre Platte klingt dagegen als wären sie bereits mit allen Wassern gewaschen, mit allen Stilen und Epochen der Rockhistorie bestens vertraut. Aufgenommen wurde dieses Debütalbum im Altai Studio in Helsinki, das der Band 22 Pistepirkko gehört. Pistepirkkos Asko Keränen hat denn auch ein bisschen mitproduziert. In Finnland wurde die Scheibe bereits im Spätsommer veröffentlicht und erhielt sofort begeisterten Zuspruch von Kritikern und Publikum. Ich habe sie jetzt bestimmt schon zehn Mal gehört und entdecke immer noch kleine Feinheiten des Arrangements oder Bezüge zu klassischen Werken des Pop. Wie sagt man so schön? Die Platte wächst! Die Musik der drei Finnen erinnert mich zunächst an meine erste Begegnung mit The Jesus And Mary Chain vor über 20 Jahren und an das Album „Psychocandy“. Doch höre ich genauer hin, dann ist da so viel mehr. Der Opener „(You Shine) Brighter Than Light“ ist phantastischer elegischer Pop wie er zurzeit höchstens von Glasvegas besser präsentiert wird. Mit „Nothingness“ folgt ein Monster von wabernder, schillernder Schönheit, das an Galaxie 500 ebenso erinnert wie an The Spiritualized. Und weiter geht’s mit Psychedelia, Feedback, Noise Attacken. Suicide meets Can meets The Stooges. Repetitive Bass Riffs, monotones doch kraftvolles, treibendes Schlagzeug. Unzählige Gitarren und Orgel Layer übereinander. Ob ihr’s glaubt oder nicht, das klingt manchmal wie Oasis. Mikkos Gesang ist tief eingebettet in den Gesamtsound und wirkt doch auch sehr entrückt. „Electric Ocean Sailor“ ist eine Art Gebet, getragen von einem gespenstischen Choral und umwabert von elektronischem Feedback. „Sick City“ war bereits eine 7“ im Frühjahr trotz seiner mehr als sechs Minuten. Der Track erinnert an die Sixties genauso wie an Eighties Underground. Er ertrinkt zeitweilig fast in Hall und klingt mit einer seltsam dahinplätschernder Gitarrenlinie langsam in Echokaskaden aus bzw. wird von „Gamma-Minus Machine Minder“ erstickt, einem zweimütigen kaum definierbaren Geräuschmix. „Baby, Baby, Baby“ danach ist dann wieder Alan Vega at his very best! Pop pur! Die Raveonettes machten auf ihrer letzten Platte ähnliches, allerdings weit weniger manisch und exzessiv. Zum Schluss „Perfect Grace“ ist eben das. Majestätisch, erhaben, fulminant und dabei auch anmutig und einfach schön. Diese Platte gehört nun auch zu meinen liebsten dieses Jahr. Und Quintus, Vinyl kommt doch noch, oder? ****1/2
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!