Re: Mikkos Album des Monats

#5346409  | PERMALINK

mikko
Moderator
Moderator / Juontaja

Registriert seit: 15.02.2004

Beiträge: 34,399

Jolly Jumpers – Fantom Zone (LP/CD, Tug Records / If Society, www.myspace.com/jollyjumpers

Besetzung:

Petri Hannus – vocals, guitar, banjo
Arimatti Jutila – guitar, backing vocals, lapsteel, theremin
Marko Leuanniemi – bass
Keijo Pirkola – drums

Trackliste:

01. The Number
02. Please Don’t Drag Me Down
03. Mountain Chant
04. Rhythm Of Fear
05. I Feel Power
06. Yesterday Tomorrow
07. Colorado
08. Saturday Nightmare
09. Fat King Mescaline
10. Silver Ring
11. I’ll Keep To This

Eine neue Platte der Jolly Jumpers ist immer wieder ein Ereignis, das man zu recht mit Spannung und Vorfreude erwarten darf. Die Band existiert seit 1980 und gehört doch bis heute zu den bestgehüteten Geheimnissen der finnischen Rockmusik Szene. Gegründet im nordfinnischen Tyrnävä nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises hat die Band um Petri Hannus ganz langsam aber beständig ihren Stil entwickelt. Von rohem, rauen Rockabilly orientiertem Rock’n’Roll über leicht schrägen Alternative Rock zu einer eigenen Art von finnischer Americana. Johnny Cashs Spiritualität, die spröde Schönheit von Velvet Underground und das kräftige Donnergrollen von Neil Youngs Crazy Horse vereinen sich schließlich mit urfinnischer Volksmusiktradition. Jede Jolly Jumpers LP ist nicht weniger als ein Meisterwerk. Und so macht auch diese neue achte Langspielplatte der vier Finnen da keine Ausnahme. „Fantom Zone“ ist vielleicht sogar das in sich geschlossenste und beeindruckendste Album der Band. „The Number“ beginnt wie ein alter Worksong aus den Südstaaten der USA und wird dann zu einem als Folksong verkleideten Spiritual. Schwere, wirklich schwere Gitarren ziehen „Don’t Drag Me Down“ vorwärts. Auch der „Mountain Chant“ wird von schweren, bedrohlichen Riffs und Akkorden begleitet. In „Rhythm Of Fear“ greifen die Jolly Jumpers ein altes folkloristisches Thema auf, das sich wie ein roter Faden seit Jahren durch ihr Werk zieht. Schamanische Gesänge im Hintergrund und ein Instrument, das wie ein klagender Seevogel klingt. „I Feel Power“ bringt dann genau die musikalische Umsetzung, die der Titel erwarten lässt. Und doch hat es auch was von einem Sea Shanty. Die erste Seite der LP beschließt das filigrane, sehnsuchtsvolle „Yesterday Tomorrow“ mit schwebenden Keyboards, klaren doch Hall geschwängerten Gitarren und einem seltsamen Shuffle Rhythmus. Zusammen mit dem gebrochenen Gesang entsteht eine wunderschöne Atmosphäre. Das setzt sich auf Seite 2 mit „Colorado“ fort, dem wohl eingängigsten, poppigsten Track der Platte. Bei „Saturday Nightmare“ werden dann kräftig das Fuzzpedal und das Feedback bedient. Hypnotisch und bedrückend. „Fat King Mescaline“ kommt wie eine schläfrige Barjazz Nummer daher, um dann aber doch eher zu Giant Sand artigem Wüstenrock zu mutieren. „Silver Ring“ könnte sogar von Calexico sein, klingt aber letztlich viel düsterer trotz eines gewissen versöhnlichen Untertons. Mit Flageoletttönen beginnt der letzte Track der Platte „I’ll Keep To This“ und mündet dann in ein wunderbar warmes beinahe majestätisches Arrangement, das den schönsten Song der LP zu einem verdienten Höhepunkt werden lässt. ****1/2

--

Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!