Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Moderator / Juontaja

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Okkervil River – The Stand Ins (LP/CD, JagJaguwar/Cargo, www.myspace.com/okkervilriver)

Besetzung:

Will Sheff – vocals, guitars, casio
Scott Brackett – vocals, keyboards
Brian Cassidy – vocals, guitars
Jonathan Meiburg – vocals, keyboards, banjo
Travis Nielsen – vocals, drums
Patrick Pestorius – vocals, bass

Trackliste:

01. Stand Ins, One
02. Lost Coastlines
03. Singer Songwriter
04. Starry Stairs
05. Blue Tulip
06. Stand Ins, Two
07. Pop Lie
08. On Tour With Zykos
09. Calling And Not Calling My Ex
10. Stand Ins, Three
11. Bruce Wayne Campbell Interviewed On The Roof Of The Chelsea Hotel, 1979

Erstaunlich, wenn ich bedenke, dass ich vor 20 Jahren solche Musik wahrscheinlich belächelt hätte als verschroben und ein bisschen langweilig. Aber die Band um Will Sheff aus Austin, Texas, gibt es ja auch erst seit zehn Jahren. Ihre frühen Sachen kenne ich nicht, aber ihre allgemein gelobte, als Konzeptalbum bezeichnete dritte LP „Black Sheep Boy“ gefiel mir nicht sonderlich. Zu merkwürdig und zugleich uninteressant fand ich die Platte als sie erschien. Vielleicht ein vorschnelles Fehlurteil. Ich weiß es nicht und kann es auch nicht mehr so einfach überprüfen, weil ich sie nicht mehr besitze. „The Stage Names“, das voriges Jahr erschien, klang da schon vielversprechender in meinen Ohren, auch wenn die LP letztlich nicht zu meinen Favoriten des Jahres zählte. Und nun dies. Die Fortsetzung des gleichen Konzepts mit etwas anderen Mitteln. Oder auch die freundliche, fröhliche Seite der Kapelle. Da will das etwas morbide Cover so gar nicht passen. Oder ist das nur eine besondere Art texanischen Humors, den ich nicht verstehe? Auch hier wird wieder ganz deutlich, es gibt keine neue Musik mehr. Alles war irgendwann irgendwie schon mal da. Aber es gibt auch kaum noch klare stilistische Grenzen oder Zuordnungen. Was ist das hier? Folkrock? Folkpop? Indie? – Was ist Indie? Ich will diese Diskussion jetzt nicht wieder führen, aber diese Platte ist ein Beweis dafür, dass all diese Kategorien nichts taugen. Wir hören hier handgemachte Musik, die Wärme, Freude, Optimismus verbreitet, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Musik die eine gewisse Erfahrung und Reflektion nicht verhehlt. Erwachsene Musik, die dennoch jugendlich frisch wirkt. Und auch eine gewisse Wehmut schwingt mit in dem einen oder anderen Track dieser Platte. Wie gesagt, stilistische Zuordnung ist nicht. Da gibt es sogar musikalische Reminiszenzen an Stax oder Motown, wenn Bläser zur Unterstützung erklingen. Und einer meiner Favoriten auf dem Album, „Pop Lie“, ist ein waschechter Eighties Powerpop Track. Manchmal wird es sogar fast zu bombastisch, um nicht zu sagen prätenziös, wie bei „Blue Tulip“ etwa. Alles in allem klingt die Scheibe aber doch angenehm ausgewogen und – wie soll ich sagen – rund. Schöne Sache! ****

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