Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Jeavestone – Spices, Species And Poetry Petrol (CD, Nordic Notes, www.myspace.com/jeavestone)

Besetzung:

Jim Goldworth – lead vocals, guitar
Mickey Maniac – guitar, vocals
Tommy Glorioso – electric bass
Kingo – drums
Angelina Galactique – flute, keyboards, vocals

Trackliste:

01. Quela Puente!
02. The Plastic Landscaper
03. The Power Of Swankle
04. I’d Be Your Weakness
05. Daytime Escape / Veijo The Rattlesnake
06. Rapist’s Tango
07. ERG
08. Your Turn To Run
09. Innonence
(I) Voices Of The Shadows
(II) The Relief

Hei! Das ist die bisher freudigste Überraschung in diesem Jahr was Musik betrifft. Einen Riesensprung nach vorne hat diese Band gemacht. Und ihr zweites Album hier ist nun der Beweis, dass selbst in dem kleinen finnischen Bade- und Ferienort Kalajoki am Bottnischen Meerbusen knapp 300 km südlich des nördlichen Polarkreises bewusstseinserweiternde Substanzen in Gebrauch sind. Hippies aus Pohjanmaa, wer hätte das gedacht! Aber eigentlich dann doch nicht so abwegig. Nur in der Ruhe und Abgeschiedenheit Nordfinnlands hat man wahrscheinlich genug Zeit und Muße, alte Platten von Jade Warrior, Caravan, Jethro Tull, Gentle Giant und vielleicht auch Yes so akribisch zu studieren. Ein bisschen Tyrannosaurus Rex bzw. T.Rex sind auch noch dazwischen geraten bei diesen Studien. Während die erste EP von Jeavestone 2001 noch nach stinknormalem wenig inspiriertem Hardrock klang und das erste Album 2005 zwar mit mehr Ideen, aber einer kruden Mischung aus modernem Prog und antiquiertem Acid Rock aufwartete, ist diese neue Scheibe ein sprudelnder Quell von fantasievollen Klängen, Melodien und Rhythmen. Kraftvolle, robuste und dennoch groovende Glamrock Nummern wechseln mit folkloristischen, mehrstimmig gesungenen Psych Pop Schätzchen und mit verschachtelten aber angenehm unprätenziösen Progrock Gebilden. Schöne Melodien, einfallsreiche Arrangements, abwechslungsreiche und aufwändige Instrumentierung mit Flöten, Klarinetten, Saxophon, Streichern und allerlei Schlagwerk und Tasteninstrumenten neben der üblichen Standardausrüstung einer Rockband. Die ganze Platte ist wie das Cover, sehr bunt. Ein kleines Comic Heftchen mit einer gezeichneten Suche nach einem verloren gegangenen Musiker liegt der CD bei. Leider bisher kein Vinyl. Die einzelnen Tracks sind wie gesagt recht unterschiedlich, sowohl in der stilistischen Prägung wie auch in ihrer Länge. Doch fügt sich alles zu einem wunderbaren Gesamtklangbild, das man in einem Zug hören sollte, auch wenn sich einzelne Tracks sogar zu Singles eignen würden. Neben dieser musikalischen Vielfalt und Abwechslung ist es vor allem die Leichtigkeit und der leise Humor, der aus einigen Songs spricht, was mir gefällt. Unwillkürlich muss ich an Frank Zappa denken, der ja auch kein Kind von Traurigkeit war. Die Finnen hier aber verfügen wohl vor allem über ein gehöriges Maß an Selbstironie. Progrock kann also auch witzig sein und unbeschwert. Je öfter ich die Platte höre, desto deutlicher wird sie zu meinem Favoriten in 2008. Dagegen sind die Fleet Foxes dann tatsächlich prätenziös, weil ihnen dieses hörbare Augenzwinkern fehlt, wenn ihr wisst was ich meine. Diese Platte gehört auf Vinyl, Christian. Unbedingt! *****

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