Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Elvis Costello And The Imposters – Momofuku (LP/CD, Lost Highway, www.elviscostello.com)

Besetzung:

Elvis Costello – vocals, guitars
Steve Nieve – keyboards
Pete Thomas – drums
Davey Faragher – bass
Plus several guest musicians

Trackliste:

01. No Hiding Place
02. American Gangster Time
03. Turpentine
04. Harry Worth
05. Drum & Bone
06. Flutter & Wow
07. Stella Hurt
08. Mr. Feathers
09. My Three Sons
10. Song With Rose
11. Pardon Me, Madam, My Name Is Eve
12. Go Away

Meine aktuellste Elvis Costello LP war bis vor kurzem „Blood and Chocolate“ aus dem Jahr 1986. Zwar habe ich mir auch in den vergangenen gut 20 Jahren fast jede seiner Veröffentlichungen wenigstens einmal angehört, doch sprang da kein Funke über. Die Luft war raus. Ob bei mir oder Elvis Costello, wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Und nun dies. Eine LP die zunächst klingt, als wären die letzten 30 Jahre nicht gewesen. Bei genauerem Hinhören bemerkt man dann natürlich schon kleine Unterschiede zu den Platten aus der Stiff und Radar Ära. Unverwechselbar ist die Stimme. Die klingt hier wieder erstaunlich frisch und jung. Das Songwriting ist exzellent. Aber das war es eigentlich auch meistens bei Mister Costello. Was mich begeistert an dieser neuen LP, das ist ihre Unmittelbarkeit. Warm und direkt und sehr durchsichtig klingt die Musik. Die Arrangements sind relativ schlicht und doch fein ausgewogen und mit kleinen Überraschungen. Entstanden sind diese zwölf Tracks in kaum mehr als acht Tagen in den Sound City Studios in Van Nuys, Kalifornien. Aufgenommen mehr oder weniger live im Studio ohne große Fisimatenten und mit einem Minimum an Overdubs. Steve Nieve darf sich immer mal wieder an der Vox Continental Orgel oder am Wurlitzer Piano austoben. Wie in alten Zeiten. Andererseits steht die instrumentale Begleitung aber oft ganz im Dienst des Songs. Dezent wird die Erzählung begleitet, unterstützt oder kommentiert. Bei „Song With Rose“, den Costello zusammen mit Rosanne Cash schrieb, kommen eine Pedal Steel Gitarre sowie eine 12-saitige Rickenbacker zum Einsatz. Mit ganz formidablem Ergebnis. Und noch eine große alte Dame der Country Musik hat einen Song mitverfasst auf dieser LP. „Pardon Me, Madam, My Name Is Eve“ stammt zur Hälfte aus der Feder von Loretta Lynn. Die Melodie jedoch ist ganz typisch Costello mit ihren fast klassischen Wendungen. Ebenso wie der letzte Track der LP, der ein weiteres Highlight darstellt. Klassisches Sixties Songwriting auch hier mit einer aufsteigenden Melodie und einem knappen zupackenden Refrain. Eine gelungene Klammer auch, wenn man den Album Opener „No Hiding Place“ zum Vergleich heranzieht, der tatsächlich eine Tür aufstößt und den Maßstab setzt für rund 47 vergnügliche wie erbauliche Minuten. „American Gangster Time“ erinnert ironischer Weise am stärksten an frühe Attractions Zeiten. The Imposters klingen jedoch insgesamt weit amerikanischer. Americana lässt grüßen, ebenso wie American Power Pop in „Turpentine“ etwa. Eine großartige LP, die um des vollen und warmen Klanges Willen auf vier LP Seiten verteilt wurde, obwohl die zwölf Tracks auch auf zwei LP Seiten gepasst hätten. Hätte dünner geklungen, und das will man doch nicht. ****

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