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Black Mountain – In The Future (2LP/CD, Jagjaguwar/ Cargo, www.myspace.com/blackmountain)
Besetzung:
Stephen McBean – vocals, guitars
Amber Webber – vocals, percussion
Matt Camirand – bass
Jeremy Schmidt – organ
Joshua Wells – drums
Trackliste:
01. Stormy High
02. Angels
03. Tyrants
04. Wucan
05. Stay Free
06. Queens Will Play
07. Evil Ways
08. Wild Wind
09. Bright Lights
10. Night Walks
Vor gut zwei Jahren spielten sie das erste Mal in Berlin. Ich hatte da den Eindruck, als wäre diese Hippie Kommune aus Vancouver, Kanada, direkt mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1970 oder 71 zu uns gereist. Denn genau so sahen die Jungs und das Mädel aus, und genau so klang ihre zum Teil spontan improvisierte Musik, die ich vor allem mit Krautrock und frühem Acid geschwängertem Space Rock assoziierte. Sperrig, schräg aber doch auch geprägt von Hooks und Licks, die seltsam bekannt klangen. Auch das Debütalbum strahlte diese anarchische Spielfreude aber auch rohe Unfertigkeit aus. Jetzt auf dem zweiten Album klingt das schon etwas geordneter und durchkomponierter. Auch diese Platte hätte bereits vor knapp 40 Jahren entstehen können. Das ist zumindest der spontane Eindruck nach dem ersten Hören. Andererseits kann ich mir diese Fusion aus Westcoast Rock, Space und Acid Rock mit Anleihen beim Heavy Genre ebenso wie beim Folk Rock nicht vorstellen ohne die Einflüsse bzw. das Studium von Jimi Hendrix, Neil Young, Black Sabbath oder Led Zeppelin. Vielleicht nicht gänzlich neu, aber doch eher ungewöhnlich in diesem Kontext, ist der recht prominente Einsatz von Orgel und Synthesizer. „In The Future“ ist eine wirklich abwechslungsreiche Platte. Der Opener „Stormy High“, letztes Jahr bereits als 7“ erschienen, bietet Acid getränkten Bluesrock, der Deep Purple ebenso evoziert wie Stone The Crows. Bei „Angels“ wähnen wir uns auf einer Veranda irgendwo im Süden der USA. „Tyrants“ wiederum beschwört auf seltsame Weise britischen Prog, ohne wirklich zu kopieren. „Wucan“ ist so ein Zwitter aus fernöstlich inspirierter Trance und stinknormalem Boogie Rock. Wüsste ich es nicht besser, ich würde „Stay Free“ für ein Neil Young Cover halten. Und so geht das weiter über vier LP Seiten. Fuzzgitarrenriffs wechseln mit hypnotischen Basslinien. Psychedelische Keyboard Spielereien unterfüttert mit gleichmässigen schweren Rhythmen, darüber die Stimme von Amber Webber im Spannungsfeld zwischen Janis Joplin und Grace Slick, deren Ausdrucksstärke sie allerdings doch nie erreicht. Die Stücke werden wilder, heavier. Zwischendurch jedoch immer wieder Oasen der Erholung, ruhige Passagen. „Bright Lights“ mit über 16 Minuten dann das Opus Magnum der Platte. Hier wird alles heraufbeschworen, was den Freund und Kenner des Frühsiebzieger Psych und Progrock begeistern könnte. Von Pink Floyd über Hawkwind bis hin zu Amon Düül II. Ich sehe die Gestalten im flackernden Licht des Stroboskops deutlich vor mir, wie sie eigentümlich abgehackt in Trance sich winden und dann bei den heftigen Gitarrenriffs eifrig ihre Mähnen schütteln. „Night Walks“ beschließt das Album mit einer schwebenden, fast schon bombastischen von Ambers stark verhallter Stimme und einem gravitätischen Orgelton getragenen Melodie. „In The Future“ ist ein Album, an dem man in 2008 nicht vorbeikommen wird. ****
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