Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Eppu Normaali – Syvään päähän (LP/CD, Poko Rekords, www.eppunormaali.fi)

Besetzung:

Martti Syrjä – vocals
Pantse Syrjä – guitar, backing vocals
Juha Torvinen – guitar
Sami Ruusukallio – bass, backing vocals
Aku Syrjä – drums

Trackliste:

01. Tahdon sut
02. Syvään päähän
03. Kuumemittari
04. Pallit heiluu taas
05. Haistakoon veen
06. Kun valot tulevat vastaan
07. Lennä mun luo
08. Laulu jää pystyyn
09. Jokainen hetki historian
10. Cry Baby
11. Minkä teit

Tja, wie soll ich euch diese Platte und diese Band näher bringen? Mit mir und Eppu Normaali verhält es sich in etwa so wie mit eingefleischten Stones Fans und den Rolling Stones. Es gibt für mich keine schlechte Eppu Normaali Platte, Nur solche, die nicht ganz so großartig sind. Und so höre ich also auch diese neue LP, ihre 14. reguläre Studioplatte, pflichtschuldigst ein ums andere Mal. Und ich beginne sie zu verstehen und Zuneigung zu fassen zu dieser LP, die ganz sicher nicht der beste Longplayer der Familie Syrjä nebst Gefährten ist. Dennoch ist es natürlich eine gute Scheibe. Besser als das Meiste, das ich in diesem Jahr aus Finnland zu hören bekam. Und auch noch besser als Vieles, das anderswo auf dieser Welt in Vinyl gepresst wurde. Eppu Normaali wurde vor 31 Jahren von den Brüdern Martti (voc), Mikko „Pantse“ (g, voc) und Aku Syrjä (dr) in Ylöjärvi (bei Tampere) gegründet. Mit dabei waren damals noch ihr Cousin Mikko Saarela (bs, voc) und ihr Schulfreund Juha Torvinen (g). Die Eltern der drei Brüder sind beide bekannte finnische Schriftsteller. Die Originalbesetzung besteht übrigens bis auf den Posten des Bassisten bis heute. Die Songs schrieben anfangs alle Familienmitglieder, und Herr Torvinen durfte hin und wieder auch mal was beisteuern. Inzwischen bestreitet Martti das Songwriting fast ausschließlich allein. Und die Arrangements sowie die Produktion im Studio werden von Bruder Pantse betreut. Waren Eppu Normaali in ihren Anfangstagen eine Pubrock und Powerpop geschulte Punk Band, so entwickelten sie Mitte der 1980er Jahre ihre ureigene Version eines finnischen AOR Rocks, der sowohl durch Marttis typischen Gesang als auch durch sein exzellentes Songwriting sowie durch den unverwechselbaren Gesamtsound der Band geprägt wurde. Wenn man die heutigen Eppu Normaali noch nie gehört hat, so gibt die Vorstellung von John Fogerty plays Dire Straits einen ungefähren Eindruck ihrer Musik. Überhaupt waren CCR immer ein großes Vorbild und ein wichtiger Einfluss für die Band. Aber kommen wir endlich zum aktuellen Album. Schon der Titel gibt Rätsel auf. „Syvään päähän“ ist wieder so ein für Herrn Martti Syrjä typisches Wortspiel. Im Titelsong jedenfalls geht es um die tiefen Stellen im Wasser, dort wo man nicht mehr stehen kann. Im übertragenen Sinn handelt der Song aber auch von den Untiefen des Lebens und den Wagnissen einer Beziehung. Und schließlich kann man „Syvään päähän“ auch als Untiefe im eigenen Kopf verstehen. Aber nicht alle Songs hier sind so vielschichtig und gewollt philosophisch. Martti reflektiert u.a. zum wiederholten Mal seine überwundene Alkoholsucht. Und er gibt sich auch mal gerne unbeschwert albern und zotig wie in „Pallit heiluu taas“, das man frei mit „Mal wieder die Eier schaukeln“ übersetzen könnte. Wobei das im finnischen Original längst nicht so direkt und ordinär klingt, sondern fast schon rührend sympathisch. Der beste Track des Albums ist jedoch „Jokainen hetki historian“ (Jeder Moment ist Geschichte), das bereits als Single Ende Juni direkt auf Platz Eins in die finnischen Charts einstieg. Eine Premiere in der Geschichte von Eppu Normaali übrigens. Der Song hat eine unwiderstehliche ohrwurmartige Melodie, die vielfach bewährte Harmonien aufgreift, aber auch mit einem soliden rhythmischen Gerüst unterfüttert ist und Raum für ein kleines aber feines Gitarrensolo lässt. Inhaltlich geht es darum, dass jeder Moment im Leben von Bedeutung ist und Freude und Leid untrennbar miteinander verbunden sind. Sicher keine ganz neue Erkenntnis. Aber wie soll ich euch Marttis melancholische Poesie denn näher bringen? Selbst eine wörtliche Übersetzung wäre nicht so überzeugend wie das Original. Wie gesagt, je öfter ich die Platte höre, desto vertrauter und lieber wird sie mir. Eppu Normaali können gar keine schlechte, ja nicht mal eine mittelmäßige Platte machen! ****

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