Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Úlpa – Attempted Flight By Winged Men (CD, Nordic Notes www.nordic-notes.de, www.myspace.com/ulpa)

Besetzung:

Bjarni Gudmann – guitars, synth

Magnus Leifur – vocals, guitar, synth

Haraldur Örn – drums

Aaron Vikar – bass

Trackliste:

01. Representing
02. Sexy Dick
03. Yeah That’s Right
04. Atlantic Ocean
05. Attempted Flight
06. Go!
07. Girl
08. It Begins Today
09. You Me
10. Is This The Horse I Rode
11. Darling
12. Meet Me With A Pistol
13. I Love You

Diese Band macht es einem nicht gerade leicht. Zumindest wenn man – so wie ich jetzt – über sie schreiben will. Beginnen wir also mit den Fakten. Úlpa, das heißt Parka (dieses praktische Kleidungsstück, das u.a. Mods bevorzugen, ihr wisst schon). Die Band Úlpa wurde im Jahr 2000 an der Peripherie Reykjaviks gegründet, von vier Schulfreunden. Auf ihrem ersten Album aus dem Jahr 2001, das nur in Island erschien und dort aber recht erfolgreich war, sangen sie noch Isländisch. Inzwischen singen sie in Englisch. Das lässt ihre Songs zwar ein bisschen weniger exotisch klingen, aber eine enorme Hilfe beim Zugang zu ihrer Musik ist es imgrunde trotzdem nicht. Die Bandbesetzung ist zunächst mal klassisch Bass, Schlagzeug, zwei Gitarren. Dazu gesellen sich Synthis, Sequencer und andere technische Spielereien. 13 Tracks sind auf ihrem aktuellen Album versammelt bei einer Gesamtspielzeit von angenehmen 40 Minuten. Da scheint eine Zuordnung zum Genre Progressive wenig angebracht. Und doch ist es das, was mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich die Platte höre. Diese sphärisch, atmosphärisch dahin gleitenden und perlenden Sounds lassen in der Tat stark an Progrock denken. Dann gibt es auch so brachiale Gitarreneinwürfe, die förmlich zum Headbangen einladen. Und doch ist diese Scheibe meilenweit entfernt von irgendeiner Art Metal. Mitunter blubbern und zischeln an Triphop erinnernde Klänge aus den Lautsprechern. Für einen ganz kurzen Moment erhebt ein Eighties Synth Pop Fragment sein müdes Haupt, um gleich in folkloristische Untiefen zu tauchen und zu versinken. Diese Platte ist phänomenal. Sie erinnert mich fast gleichzeitig an Bauhaus, XTC, King Crimson und Devendra Banhart. Wie nennt man aber die Musik, die sich aus diesen Assoziationen ergibt? – Na? – Ich bin ratlos. Aber ich bin zugleich fasziniert von der Vielseitigkeit und dem Einfallsreichtum den diese Musik repräsentiert. Obwohl relativ viel mit elektronischen Instrumenten gespielt wird, klingt es niemals nach Elektro Pop. Dafür klingen die Gitarren schon mal gefährlich nach U2. Nur ganz kurz zum Glück. Das Schöne an dieser Platte ist, man kann sie viele Male hören, und man entdeckt doch immer wieder eine neue Facette, einen neuen Sound, eine bisher unbemerkte Nuance. Ich weiß nicht, ob das nun typisch isländisch ist. Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht begünstigen die Lebensumstände im Land der Geysire und der langen Winternächte ja das Entstehen solcher zu Exaltiertheit und Absurdität neigender Musik. Man denke nur an Björk, die ja auch nur schwer zu fassen ist mit Genre Begriffen. Auf jeden Fall muss man sich in diese Platte einhören. Aber wenn man sie erst mal zu fassen bekommen hat, dann hat man damit sehr viel Freude. ****

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