Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Moderator / Juontaja

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The Cheeks – Raw Countryside (LP/CD, Beyond Your Mind Records, www.thecheeks.de, www.beyondyourmindrec.de)

Besetzung:

Kono – lead vocals
Markus Wiethold – drums, percussion
Oliver Pilsner – bass, guitars, banjo, backing vocals
Ingmar Lauer – guitars, mandolin, violin, harpsichord, organ, mellotron, moog, and other assorted instruments
Chris Riza – guitars, backing vocals
Guest musicians, especially brass and strings

Trackliste:

Side A:
01. The Day They Closed The Countryside
02. Honeymoon Hell
03. High Upon The Rooftop
04. Vivienne Westwood
05. What Goes Up Must Come Down

Side B:
01. Just A Good Boy
02. Losing My Head
03. Diggin’ For Gold
04. I’m Not Gonna Change
05. California Falling Into The Ocean

Ich hatte es ja schon angekündigt, dass diese LP Album des Monats sein wird. Während die Band, die irgendwo zwischen Köln und Dortmund beheimatet ist, live mit viel mehr Druck und auch etwas rauer zu Werke geht, klingt es im Studio eher behutsam, filigran und vor allem differenzierter. Zumindest bekommt man beim Album-Opener „The Day They Closed The Countryside“ den Eindruck. Da kommen gleich Oboe, Harpsichord, akustische Gitarren und Streicher zum Einsatz. Ein ausgefeiltes Arrangement verleiht dem auch so schon sehr schönen Song fast eine gewisse Feierlichkeit. Vorbilder sind wohl bei den Beach Boys ebenso wie bei britischen Psych Pop Legenden wie Kaleidoscope zu suchen. Bei „Honeymoon Hell“ wird es dann dramatischer. Trompeten, spanische Gitarre und diverse Soundeffekte sorgen für Stimmung. Ein weiteres Highlight ist der folgende Track „High Upon The Rooftop“. Wunderbare Melodiebögen, großartige Hooks! 12-String Rickenbacker und ein schöner alter Moog. Was Song und Sound betrifft mein Favorit auf dem Album. „Vivienne Westwood“ – die Radio Single des Albums – kommt mit vollem Bläsereinsatz, satten hallenden Chören und treibendem Rhythmus. Schöne altmodische Wah Wah Gitarre mit Pop Appeal rundet den Track ab. Der letzte Track der A-Seite „What Goes Up Must Come Down” drosselt das Tempo und den Druck. Schön relaxt, unterstützt von verhaltenen Bläsern und E-Piano groovt die Nummer dahin. Mit klassischem Power Pop geht es auf der zweiten Seite weiter. „Just A Good Boy” erinnert durchaus an Bands wie The Raspberries oder Badfinger. Auch „Losing My Head“ ist ein wunderschöner Song, der absolut adäquat und genial arrangiert und umgesetzt wird. Mit „Diggin’ For Gold“ steigt der Dramatikpegel noch einmal an. Ich liebe diese verzerrten Gitarrensounds, die durch Flanging und Phasing noch verstärkt werden. Sehr verspielt und überdreht zwar, aber schön. Die Drums dürften nach meinem Dafürhalten etwas knackiger und trockener sein. „I’m Not Gonna Change“ ist auch wieder klassisches Sixties Songwriting mit einem sehr ausgetüfteltem Arrangement. Zum Finale wird’s dann mit dem fast siebenminütigen „California Falling Into The Ocean“ noch mal ganz schön aufgemotzt. Die Dramatik bewegt sich hier schon an der Grenze zum Kitsch, finde ich. Musikalisch ist dieser Track sehr erfindungsreich und ambitioniert. Inhaltlich komme ich manchmal nicht so ganz mit. Man muss wohl einerseits schon Kenner und Liebhaber der Band sein, um die eine oder andere Anspielung zu verstehen. Andererseits – und das gilt eigentlich für alle Texte des Albums – muss man über manch Verquastes und Pseudo-Bedeutendes hinweghören. Oder sagen wir’s mal so, wer die Beatles mit „Strawberry Fields“ und der „Magical Mystery Tour“ liebt, der wird auch hier große Freude haben. Musikalisch geht es aber wie gesagt über 1967 hinaus mit Anleihen beim amerikanischen Power Pop der frühen Seventies. Mir gefällt diese LP sehr. Sie enthält so viele tolle Versatzstücke von Psych Pop und so viele wirklich eingängige Melodien, so viele großartige Klangelemente, dass ich mich gar nicht satt hören kann, wenn ihr versteht was ich meine. Und daher gebe ich die Höchstwertung. *****

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