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Anfang der 90er Jahre, als Remastering eher die Ausnahme als die Regel war, hatte die ZOUNDS-Serie sicherlich ihre Berechtigung. Heutzutage sind allerdings von den meisten Interpreten Compilations auf dem Markt, die bei überlegenem Remastering und deutlich höherem Umfang auch noch zu einem wesentlich günstigeren Preis zu bekommen sind. Angesichts der Tatsache, dass die Remixing/Remastering-Technologie in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren deutliche Fortschritte gemacht hat, ist es schon ziemlich absurd, dass ZOUNDS bei betagteren Veröffentlichungen (sofern noch im Handel erhältlich) weder das Remastering auffrischt noch den Preis senkt.
Dass für viele Interpreten eine Einzel-CD einfach zu wenig ist, wurde ja bereits gesagt. Zudem habe ich häufig den Eindruck, dass mit den für die Lizenzierung der Songrechte nötigen Ausgaben ziemlich geknausert wird, so dass labelübergreifende Zusammenstellungen eher die Ausnahme sind und die Songauswahl – bei aller Subjektivität – immer wieder für Stirnrunzeln sorgt.
Ich selber habe knapp 20 ZOUNDS-CDs und würde von folgenden eher abraten:
– KINKS: Lächerliche 65 Minuten Laufzeit, völlig veraltetes Remastering aus dem Jahre 1990 und „Lola“ nur als Live-Version (worauf freilich nirgendwo hingewiesen wird) – zu Recht nicht mehr im Handel erhältlich. Das zu Laufzeit und Remastering Gesagte gilt übrigens auch für die BYRDS-Kopplung.
– ALAN PARSONS PROJECT: Auch hier hat das Remastering bereits vierzehn Jahre auf dem Buckel. Die SBM-remasterte Doppel-CD „Definitve Collection“ bietet mehr Material und besseren Klang zu einem wesentlich günstigeren Preis. Zu beachten: Die europäische Fassung enthält aus lizenzrechtlichen Gründen keine Songs von „Tales Of Mystery And Imagination“. Wen das stört, der sollte zur US-Import-Version greifen, die zusätzlich die Songs „The Raven“ und „(The System Of) Doctor Tarr And Professor Fether“ enthält. Brandneu ist eine remasterte 3-CD-Box von Sony/BMG (siehe http://www.the-alan-parsons-project.com/compilation01.html), deren kuriose Veröffentlichungspolitik (erst Holland, dann Italien, dann weitere Länder mit zum Teil abweichende Tracklisting) allerdings als Verantwortlichen einen psychisch Auffälligen vermuten lässt …
– TOTO: Kann man eine Toto-Compilation ernst nehmen, die einen mit gleich fünf Songs des äußerst mittelmäßigen „Hydra“-Albums zumüllt, von „IV“ aber gerade mal drei Songs enthält? Die einem einerseits Überflüssiges wie das knapp siebeneinhalbminütige „Hydra“ präsentiert, dafür aber Essentielles wie die Hit-Ballade „I Won’t Hold You Back“ unter den Tisch fallen lässt? Die so sehr darauf bedacht ist, das schwache Repertoire durch eine rekordverdächtige Laufzeit zu kaschieren, dass einige Songs (minimal) zu früh ausgeblendet werden und die Songs teilweise nicht durch Pausen vernünftig voneinander getrennt gemastert wurden?
Ich will hier allerdings nicht nur Schlechtes über ZOUNDS schreiben: Exzellent gelungen finde ich beispielsweise die VAYA CON DIOS-Kopplung, deren Repertoire durch Masse, Klasse und famosen Klang überzeugt. Ebenso habe ich die SCORPIONS bisher nirgendwo besser klingend gefunden, insbesondere nicht auf den irgendwie seltsam remasterten Studioalben. Und die Booklets mögen zwar nicht den analytischen Tiefgang eines guten Rolling Stone-Artikels erreichen, sind aber immerhin noch deutlich umfangreicher und informativer als die meisten Beilagen der Konkurrenz …
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