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nail75Es ist nicht nur so, dass Free auf Albumlänge nicht die Abwechslung bieten wie Led Zeppelin, auch die einzelnen Lieder wirken sehr einheitlich. Selten gibt es mal Steigerungen im Lied und auch das Tempo bleibt immer in einem gewissen Rahmen. Natürlich sind die Musiker sehr gut in dem was sie tun, es wirkt auf mich jedoch etwas zu gleichförmig und behäbig. Sie verstehen es nicht, auch mal einem Lied durch Reduktion etwas Raum zu geben oder einfach mal eine brachiale Nummer durch den Äther zu hauen. Am Gesang stört mich, dass es ihm nicht gelingt, einzelnen Liedern wirklich ein unverkennbares Erscheinungsbild zu geben. Der Grund dieser Probleme liegt vermutlich in den begrenzten Songwriting-Fähigkeiten der Band. Wenn man das ignorieren oder ausblenden kann, wird man jedoch bestimmt sehr viel Schönes finden.
Wie ich finde, zeichnet sich die Musik von Free aber durch eine gewisse menschliche Wärme aus, die ich bei Led Zeppelin öfter vermisse. Bei LZ presst sich bisweilen der gefühlskalte Bombast aus allen Ritzen, die allzu offensichtlichen Obermacker-Posen können einem schon mal leicht auf den Geist gehen. Free – insbesondere Rodgers – haben die zwar auch gehabt, aber die wirken nicht ganz so überlebensgroß, das liegt alles mehr auf menschlichem Maß. Mir jedenfalls macht es das grundsätzlich sympathischer, wenn ich denn schon solche ollen Bluesrock-Kamellen mal wieder hervorkrame (was recht selten passiert). Der ambitionierte Anspruch von LZ – ich bin der Größte, Schnellste, Tollste unter der Sonne, wir schreiben ungeheuer anspruchsvolle Songs – wirkt im Rückblick doch leicht peinlicher als der von jedweder Intellektualität unbeleckte und damit recht unbedarfte Machismo von Free, so mein Eindruck.
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