Re: Eure musikalische Bandbreite?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Eure musikalische Bandbreite? Re: Eure musikalische Bandbreite?

#5321645  | PERMALINK

pelo_ponnes

Registriert seit: 13.04.2004

Beiträge: 2,811

Mein Lieblingsessen ist Wiener Schnitzel mit Pommes Frites und Salat. Jägerschnitzel kommt direkt dahinter. Eigentlich habe ich noch ein zweites Lieblingsessen, nämlich chinesisch-indonesisches Essen Mihoen und sati babi – ich weiß, das ist falsch geschrieben), aber das kann ich nur zu bestimmten Gelegenheiten essen. Daneben gibt es viele weitere Gerichte, die ich gerne esse, wie zum Beispiel Nudelgerichte. Wiener Schnitzel kann ich auch nicht jeden Tag essen. Nach drei Tagen in Folge hängt einem auch das Liebklingsessen zum Hals raus, und man muss erst mal zu etwas anderem greifen. Es kommt auch auf den Anlass an, die Stimmung usw, was man ist. Und manchmal ist das Einfache Essen das Allerbeste.

Entschuldigt, dass ich diesen Vergleich heranziehe, aber ich habe gerade gegessen, und da ist mir das eingefallen. Tatsächlich gibt es aber einige Parallelen (aber auch deutliche Unterschiede) zu der Art und Weise, wie ich Musik konsumiere.

Bezüglich Bandbreite möchte ich zunächst einmal differenzieren zwischen der Musik, die ich mir anhöre (Input) und der Musik, die mir wirklich gefällt. Eigentlich bin ich jemand, der sich alles Mögliche anhört, nur um sicherzugehen, dass mir nichts Interessantes entgeht. Ich höre mir sogar Sachen aus Stilbereichen an, mit denen ich tendenziell wenig anfangen kann (z. B. Hiphop). Könnte ja sein, dass doch mal was dabei ist. Und dass man HipHop/Rap-Elemente so integrieren kann, das auch mir das Ergebnis gefallen könnte, hat mir in Ansätzen z.B. Nelly Furtado oder Blondie (mit „No Exit“) gezeigt, obwohl es da noch nicht richtig packend ist. Aber ich sehe: da ist ein Zugang für mich, eventuell.

Grundsätzlich schließe ich also nichts aus. Und mir gefallen auch Sachen aus den unterschiedlichsten Stilbereichen. Hier kann man durchaus Vergleiche mit dem Essen ziehen. Da gibt es Lieblingsmenüs, andere Gerichte, die ich auch mag, wiederum andere, die ich nur ab und zu mal haben möchte, und andere, die mir nie so richtig munden. Aber der Geschmack kann sich ja (theoretisch)auch mal ändern.

Mein „Lieblingsessen“ sind ganz klar die großen Studioproduktionen mit Melodien, intelligenten Arrangements, überraschenden Wendungen und trickreichen Klangeffekten. Ich mag auch das, was man als Soul bezeichnet, oder Phillysoulsachen. Wobei wir hier schon sehen, dass das eine das andere nicht ausschließen muss (siehe unten). Andererseits mag ich aber auch sehr organische Singer/Songwriter-Sachen wie zum Beispiel Gordon Lightfoot. Obwohl ich generell lieber das Melodische mag, gibt es Momente und Tage, in denen ich raue, unproduzierte Rockstücke vorziehe. Ein Unterschied zu meinen Vorlieben beim Essen ist dennoch, dass ich bei der Musik eher das Kunstvolle, aufwändig hergestellte bevorzuge, im Gegensatz zum Essen, wo ich tendenziell das einfache Essen einem Feinschmeckermenü vorziehe.

Was Stile anbelangt, so bin ich generell allerdings der Ansicht, dass all diese Grenzlinien künstlich sind und eigentlich alles ineinander übergeht. Die meisten Stilbezeichnungen sind historisch bedingt und beziehen sich auf eine Bewegung, wobei nur das hervorstechende Merkmal benannt wird: Bsp: Disco –> Funktion; Elektropop –> Art der Klangerzeugung. Blendet man die historische Perspektive aus, könnte man viele Discostücke auch als Electropop klassifizieren, andere wiederum nicht. Um Musik wirklich einigermaßen zu kategorisieren, bräuchte man ein riesengroßes Raster, wobei jeder Rasterkombination ein Stilbegriff zugeordnet werden müsste. Oh, das wäre eine Heidenarbeit. Letztendlich denke ich, dass man Musik nicht objektiv kategorisieren kann und auch nicht sollte.

Guten Appetit!

--