Re: Eure musikalische Bandbreite?

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herr-rossi
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Ich konnte eine allzu enge musikalische Bandbreite nie nachvollziehen. Es gibt Stilrichtungen, denen ich mich eher verbunden fühle als anderen, aber ich kann nichts grundsätzlich ausschließen innerhalb der Grenzen populärer Musik. Von so genannter E-Musik verstehe ich nichts und auch der Zugang zu Jazz als Improvisations- und Instrumentalmusik fehlt mir bislang. Überhaupt ist meine Restriktion, dass ich Songs hören möchte. Weswegen ich auch um Prog z.B. einen Bogen mache. Ob eine Musik „experimentell“, „anspruchsvoll“, „Indie“, „handgemacht“, „unkommerziell“ oder sonstwas ist, ist mir als Kategorie unwichtig. Es ist in 9 von 10 Fällen ja auch nur eine unreflektierte Behauptung. Wenn ich einen Song oder ein Album mag, versuche ich allerdings schon, herauszufinden, was genau es ist, das mir gefällt. Das Weiterentwickeln der Urteilsfähigkeit beim Hören von Musik ist mir wichtig. Und auch ein gewisses Hintergrundwissen muss dazu kommen, ich suche besonders die Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Zeiten und Genres.

Der „Preis“, den ich dafür „zahle“, ist zum einen, nirgendwo Experte zu sein, sondern in vielen Bereichen über ein solides Sechzehntelwissen zu verfügen. Die Ambition zum Expertentum hab ich aber auch nicht. Außerdem gilt man schnell als „unseriös“. Interessanterweise prägen sich ja vermeintliche musikalische Sünden viel stärker ein an als Vorlieben, die Konsens sind. Man könnte es den „Cassavetes-Effekt“ nennen.;-)

Ansonsten noch ein schönes Nick Hornby-Zitat über seine Phase als jugendlicher Rock-und-sonst-nichts-Hörer, die er damit begründete, „daß ich meinem Urteil über einen Song nicht traute … Ich hörte mir nichts an, das nicht unter lauten, kreischenden E-Gitarren begraben war. Woran hätte ich sonst erkennen sollen, ob das Stück irgendwas taugt? … Nein, am besten, man mied die Frage, ob gut oder schlecht, und hielt sich stattdessen an laut. Mit laut konnte man nie ganz falsch liegen.“

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