Re: Sonic´s Country Music Hall Of Fame

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bullitt

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Es kommt selten vor und es ist Jahre her, dass mich eine Platte so unmittelbar und direkt angesprochen hat wie „Kristofferson“. Eigentlich gilt das auch für „The Silver Tongued Devil And I“, die ebenso maßgeschneidert wie für mich gemacht worden zu sein scheint. Ich habe ohnehin beide gleichermaßen in den letzten zwei Wochen dutzende Male gehört und eher als Doppel-Album wahrgenommen. Ich kann absolut keine Qualitätsunterschiede feststellen.
Die Musik, die Charakteristik, die Lyrics und Kristoffersons musikalischen Background hast du ja bereits ausführlich und treffend beschrieben. Das einzige was ich an der Produktion beider Alben noch kritisch anmerken will ist das brutale ausfaden vieler Stücke. Wer macht denn so etwas und vor allem warum? Die Songs auf die das zutrifft sind einfach zu gut um dadurch zerstört zu werden aber einige sind zumindest kurz davor einen bleibenden Schaden zu nehmen.
Es liegt auch an deiner Aussage über Lee Majors, dass ich deinen Text bzw. die Bedeutung von Kristofferson für dich so gut nachempfinden kann. Wir scheinen tatsächlich die gleiche Urquelle für die Leidenschaft dieser Musik zu haben! „The Unknown Stuntman“ war nämlich eine meiner ersten Maxi-LPs überhaupt und zusammen mit John Denvers „Voice Of America“ von meinem Vater kann ich hier auch von einer prägende, frühkindliche Country-Erfahrung sprechen. Das Kristofferson hier das unbewusste Album-Versprechen einlöst finde ich eine ganz bemerkenswerte Schlussfolgerung, weil ich da zwar niemals drauf gekommen wäre, dir aber Recht gebe! Überhaupt schreibe ich dieser Art der Mediensozialisation nicht nur meine heutige Vorliebe für Country zu sondern auch meine Amerika Affinität als solche. Als ich zum ersten Mal mit 24 in die USA kam und in Los Angeles vom Flughafengelände fuhr entdeckte ich zufällig das Theme Building. 15 Jahre vorher bekam ich es wöchentlich im Vorspann von „Ein Colt für alle Fälle“ Vorspann unter die Nase gehalten. Ich war sofort zuhause. Solche Déjà-vu-Erlebnis sollten sich dort fortan ständig wiederholen. Alles hatte ich irgendwo schon mal gesehen und strömte Vertrauen aus. Ein ähnliches Phänomen zeigt sich nun beim Hören der Kristofferson-Alben, die schon beim zweiten Hördurchgang dermaßen vertraut klangen als seien sie schon seit jeher fester Bestandteil meiner Plattensammlung. Ich kann bereits jetzt mit Gewissheit zu meinen zwanzig liebsten Platten ever zählen. Daher auch meine überstürzter Ticket-Kauf letzte Woche ;-)
Dass ausgerechnet Kris Kristofferson als Trucker Rubber Duck in Peckinpahs Convoy schon einmal auf ganz andere Art und Weise ein ganz großer Held meiner Kindheit war, mag unbewusst auch eine Rolle für diese Zuneigung spielen. Wenn ich mir es recht überlege, kann man bei seinen Songs tatsächlich das Gefühl haben, er hat sich damals selbst verkörpert. Das Label „Outlaw-Country“ würde in diesem Zusammenhang ja wunderbar passen. Also, für mich vielleicht eher das lang erwartete Solo Album von Rubber Duck ;-)
Es war ja eher Zufall, dass Kristofferson gleichzeitig mit deinem Beitrag entdeckt habe aber umso schöner, diesen hervorragenden Begleittext gehabt zu haben! :bier:

Sorry, bin etwas abgeschweift. Fragen zu einigen Songs hätte ich auch noch. Aber dann ein anderes Mal.

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